Als viertlängster Fluss Afrikas ist der Zambezi mehr als nur der Namensgeber des Landes Sambia. Insbesondere den Westen und Süden des Landes hat er landschaftlich maßgeblich beeinflusst.
So standen neben den weiten Floodplains im Westen, den berühmten Victoriafällen bei Livingstone im Süden auch ein Besuch der mystischen Quelle im entlegenen hohen Norden auf der Wunschliste.
Einreise – Ein schon fast abschreckendes Prozedere
Vom Caprivi Strip in Namibia kommend, benutzten wir den Grenzübergang Katima Mulilo/Sesheke nach Sambia.
Der Grenzübergang dauerte viel länger als gedacht. Beginnend mit dem damaligen obligatorischen Check des negativen Covid-19 Tests, ging es weiter zum Schalter für das VISA und des Zolls für unser Carnet. Wenn das bis hierher noch recht einfach war wurde es mit der Carbon Tax doch etwas kniffliger. Während alle vorigen Stationen zwingend in U$ bezahlt werden mussten, akzeptierte man hier nur die heimischen Sambischen Kwacha als Zahlungsmittel.
Mangels ATM an diesem Grenzübergang musste man erst einmal eine Art Hinterhofwechselstube aufsuchen um U$ Cash einzutauschen. Mangels Strom und damit tagesaktueller Wechselkurse wurde der Kurs in diesem Kabuff mit eigenem bewaffnetem Rausschmeißer eher „ein wenig geraten“.
Nach erfolgreicher Bewältigung der Bezahlung der Carbon Tax im Grenzgebäude ging es am Schalter für Versicherungen für den Grimber weiter. Auch diese sollte plötzlich in Sambischen Kwachas bezahlt werden. Es hätte nicht viel gefehlt und wir hätten noch einmal zur Wechselstube rennen müssen!
Letztlich fehlte nur noch die Road Tax. Nach unseren, im Vorfeld ermittelten Informationen, hätten Touristen pauschal U$ 20 zahlen müssen. An diesem Punkt begannen die ernsten Diskussionen!
Scheinbar wurden nun alle LKWs als kommerzielle Vehicle eingestuft und mussten für jeden gefahrenen km eine Art „Maut“ im voraus bezahlen!
Aus diesem Grunde sollten wir unsere exakte Reiseroute angeben! Unabhängig von der Tatsache, dass wir nur Touristen waren, wollten und konnten wir uns natürlich nicht für unseren exakten Sambia Aufenthalt festlegen.
Das Konzept „Tourismus in einem Kleinlaster“ war den Beamten partout nicht klarzumachen und in dem vorliegenden „Regelwerk“ nicht enthalten. Wie so oft, waren die Beamten mit der Situation überfordert, der Chef komplett inkompetent und keiner wollte – ganz afrikanisch - einen „Fehler“ machen.
Als Versuchsballon, um einfach mal weiterzukommen, gaben wir ziemlich willkürlich einen Ort im Nordwesten von Sambia an. Die von der Software ermittelte „Maut“ wäre über 300 U$ gewesen!!!
No way – darauf wollten wir uns überhaupt nicht einlassen! Wir waren langsam ziemlich angefressen und nahe daran den Sambia Aufenthalt – der noch gar nicht wirklich begonnen hatte – an dieser Stelle „abzukürzen“ und umzudrehen.
Nach einer längeren Diskussion „buchten“ wir ziemlich frustriert die kürzest mögliche Strecke in das ca. 190 km östlich gelegene Livingstone. Für diesen Kurztrip wurde uns nur U$ 23 berechnet – was in etwa dem Betrag entsprach, was Touristen normalerweise bezahlen müssen.
Fast überflüssig zu erwähnen, dass vor dem Verlassen des Geländes am letzten Schlagbaum für die örtliche Gemeinde auch noch eine „Council General Fee“ bezahlt werden muss. Auch wenn der Betrag praktisch unbedeutend war, hatten wir bereits bei der Einreise die Nase voll. Da es bereits Nachmittags war und wir nicht wussten, wie wir mit der Roadtax, die uns eigentlich zwang nach Livingstone zu fahren, umgehen sollten, suchten wir uns für die erste Nacht einen einsamen Buschplatz am träge dahin fließenden Zambezi River.
Besuch der Nigonye Falls/Sioma Falls
Nachdem der erste Frust und Schrecken am nächsten Morgen bzgl. der Roadtax und der vermeintlichen Beschränkung auf Livingstone abgeklungen war, beschlossen wir einfach – ganz afrikanisch – alle „Limitierungen“ zu ignorieren und unsere eigentlich geplante Reiseroute abzufahren. Wenn es an einem Checkpoint, etc. später auffallen sollte, dann müssten wir uns halt dumm stellen (wie üblich – das können wir sehr gut mittlerweile!) und vor Ort improvisieren.
Unser erstes Ziel auf dem Wege nach Norden entlang des Zambezis waren die Nigonye Falls. Ca. 350 km flussaufwärts von den weltberühmten Victoriafalls (ab)gelegen, fristen sie aus touristischer Sicht ein Schattendasein. Völlig zu unrecht! Für Reisende sehr gut, da es hier keinen kommerziellen Massentourismus gibt. Anfangs begleitet einen noch ein Guide zu Fuß zu den Wasserfällen, damit man sich nicht „verläuft“ auf dem kurzen Pfad durch den Busch. Der verlor in der sengenden Hitze aber schnell das Interesse und überließ uns unserem Schicksal. Das Nachlassen des Interesse der „Offiziellen“, sobald es nichts mehr zu holen gibt, ist immer wieder "beeindruckend". So konnten wir alle Facetten des Ufers in aller Ruhe ausgiebig erkunden. Was der normale Besucher von den Fällen nicht sieht, wurde von unserer Drohne erledigt. Dadurch offenbarten sich noch beeindruckendere Ausblicke auf die Wasserfälle!
Es gab auch einen schönen Sandstrand am unteren Bereich der Fälle. Baden, ist aber nicht ratsam – wie fast überall ist der Zambezi auch hier ziemlich krokodilverseucht!
Floodplains der Barotse Ebene
Der Rand der Westprovinz, dem ehemaligen Barotselandes, ist geprägt durch das ausgedehnte Schwemmland des Zambezis. In der Regenzeit entsteht in dieser Flutebene zwischen den Ortschaften Mongu und Kalabo auf der Westseite eine gigantische Seenlandschaft. Früher waren Kanus die einzigen möglichen Transportmittel. In dieser Zeit wohnten die Einheimischen auf einer Art Hallig und lebten vom Fischfang. Mittlerweile gibt es eine passable (dauerhafte) Dammstraße, die durch das Schwemmland und über den Zambezi führt. Davor war der westliche Teil praktisch komplett vom Rest des Landes abgeschnitten. Dieser Teil Sambias gehört auch heute noch zu den ärmlichsten und rückständigsten Gegenden.
Hier „testeten“ wir auch zum ersten Mal unser Dokument mit der Road Tax. Wie vermutet und erhofft, wurde an dem Checkpoint zwar grundsätzlich die Existenz des Dokuments kontrolliert, aber eine mögliche Limitierungen, etc. interessierte niemanden. So sollte es auch an den vielen weiteren Checkpoints in den nächsten Wochen sein. Uns fiel ein kleiner Stein vom Herzen, dass unnötige längere Diskussionen ausblieben.
Die Hängebrücke von Chinyingi
In unserem Reiseführer lasen wir über die Chinyingi Swinging Bridge.
In den 1970iger Jahren wurde dort von kanadisch - französischen Kapuzinermissionaren diese Hängebrücke nach einem Bootsunglück gebaut. Sie verbindet ihre am westlichen Ufer des Zambezis gelegene Mission mit der Zivilisation. Mit seinen ca. 300 m Länge war sie seinerzeit die längste freihängende Bücke Afrikas.
Diese wollten wir natürlich unbedingt sehen!
Sie liegt so weit abgelegen von den östlichen Hauptwegen, dass es uns erhebliche Mühen abverlangte, den richtigen Weg auf der tiefsandigen Piste durch den Busch zum Zambezi zu finden.
Die Hängebrücke wurde von den Missionären mit einigen einheimischen Helfern in Eigenregie errichtet. Es kann eine recht wackelige Angelegenheit werden, wenn sich zu viele Fußgänger gleichzeitig auf der Brücke befinden.
Es gibt neben dieser Konstruktion noch einen uralten Ponton. Aufgrund des heruntergekommenen Zustandes nur noch händisch bedienbar und wirkte alles andere als vertrauenswürdig.
Vom Ufer und der Brücke hat man einem schönen Blick auf den Zambezi und seine Sandbänke.
Besuch der Chavuma Falls
Wir folgten weiter dem breiten und sehr träge dahin fließenden Zambesi bis kurz vor der Grenze zu Angola. Bei der kleinen Ortschaft Chavuma, gibt es die gleichnamigen Chavuma Falls. Diese Gegend war schon immer sehr isoliert vom Rest des Landes. Schon die früheren englischen Kolonialherren hofften ihren Dienst woanders verrichten zu dürfen. Wer konnte ihnen das verdenken!
Für die frühen zahlreichen Missionare hingegen, war diese einsame Buschgegend - und das ist auch heute noch der Fall - ein beliebtes Betätigungsfeld. Dort und auch später weiter nördlich trafen wir diverse (ziemlich von sich überzeugten) amerikanische Missionarsgesellschaften, deren einziger Zweck offenbar war, die „Botschaft von Jesus“ unter die einheimische Bevölkerung zu bringen. Auf uns wirkte das zuweilen recht befremdlich.
Wenn diese „Fälle“ auch eher einer kleineren Stromschnelle ähnelten, gilt sie als nördliche Grenze des ca. 800 km langen Oberlaufes des Zambezis. Nördlich von dort fließt der Zambezi im weiteren Verlauf durch Angola, bevor er im Dreiländereck mit der DR Congo wieder sambischen Boden berührt.
Abenteuerliche Wege im äußersten Nordwesten
Je weiter nordwestlich man fuhr, sich dem direkten Grenzgebiet zu Angola und der DR Congo nährte, desto schlechter und abenteuerlicher wurden die Pisten. Lehmige, ausgewaschene Pisten, teilweise (zu) eng durch die dichten Büsche, holprig auf felsigem Untergrund. Die wenigen geteerten Straßen, die es in diesen Teil des Landes gab, waren typisch „Made in China“ - mehr tiefe Schlaglöcher als Restteer! Ein absoluter nerviger Belastungstest für Mensch und Maschine!
Man mag sich gar nicht ausmalen, wie der Wege in der Regenzeit aussehen!
Besuch der Quelle des Zambezis
Das wichtigste „Highlight“ soweit im Nordwesten des Landes, im Dreiländereck mit Angola und der DR Congo, ist der Ursprung des Zambesi Rivers. Mit 2.574 km Länge ist er der viertgrößte Fluss auf dem afrikanischen Kontinent. Nach wenigen Kilometern auf dem Gebiet Sambias macht er einen ca. 240 km langen Abstecher nach Angola, um dann wieder nach Sambia zurück zukehren. Im weiteren Verlauf bildet er die gemeinsame Grenze mit Namibia und Zimbabwe, bevor er zuletzt Mocambique durchquert und letztlich in den Indischen Ozean fließt.
Die Quelle liegt im sumpfigen Regenwaldgebiet des kleinen Zambezi Source Nationalpark und die letzten Kilometer der sandigen Zufahrt liegen praktisch genau auf dem Grenzstreifen mit der DR Congo.
Zu Fuß ging es vom Visitor Centre zur Quelle. Es war schwer vorstellbar, dass aus diesem unscheinbaren, unspektakulären „Wald“ - der sein eigenes Microklima geschaffen hatte - ein so großer Fluss entsteht.
Old Kalene Hill Mission
Unser Endziel in diesem nordwestlichen Teil war die kleine Siedlung Kalene Hill. Kalene Hill war der Ort einer alten Mission, dessen Hospital es noch heute gibt. Um die 1880er Jahren war diese Siedlung noch ein wichtiges Sklavenzentrum… ja noch gar nicht so lange her! Um 1884 meinten wohl einige englische Missionare, das dieses der ideale Ort wäre, die sogenannten Heiden zum Christentum zu bekehren. Die Gegend war damals nicht nur absolut abgelegen und schwer erreichbar (daran hat sich bis heute eigentlich nicht viel geändert), sondern lag auch mitten irgendwo im malariaverseuchten Buschland. Wie es sich für beseelte und auserwählte Missionare in jenen Zeiten gehörte, ist der „Weg ja auch ein Teil des Ziel“ und man wanderte erst einmal einige Monate quer durch den angolanischen Busch, um letztlich diesen Platz zu finden. Natürlich kamen nicht alle an. Malaria und Fleckfieber forderten ihren Tribut.
Jene, die lebend am heutigen Kalene Hill ankamen, bauten auf dem nahegelegenen Hügel eine erste Mission. Sie fanden bei dieser Gelegenheit auch die Quelle des Zambezis. Das es da oben kein Wasser gab, muss man wohl als kleinen „Schönheitsfehler“ in der Planung verbuchen. Später wurde man klüger und verlegte die Mission samt Hospital in die Ebene. Die Ruinen auf dem Hügel sollte es angeblich noch immer geben.
Diese historischen Spuren auf dem Hügel wollten wir uns an einem super heißen Tag anschauen.
Aber so einfach war das nicht. Es gab keinen offensichtlichen Weg und auch keine Wegweiser. Die einheimischen Bauern waren auch nicht wirklich eine Hilfe und glänzten durch Unwissenheit.
Am Ende folgten wir in der Ebene einigen Trampelpfaden durch verdorrte Maisfelder in Richtung des Hügels. Als es keine Pfade mehr gab, mussten wir durch den Busch hinauf klettern. Irgendwie war das ziemlich chaotisch und eine Machete wäre angebracht gewesen. So irrten wir streckenweise ziemlich orientierungslos herum.
Letztlich fanden wir eine Schneise nach oben durch den Wald. Wir stolperten durch reinen Zufall über ein halbes Dutzend verwahrloster Gräber der Gründungsmissionare! Das hatten wir nun wirklich nicht erwartet. Zwar leben noch Nachkommen der Missionarsfamilie Fisher auf einer riesigen Farm in der Gegend, dennoch ist dieser Ort mittlerweile komplett in Vergessenheit geraten und völlig überwuchert. Die Ruinen der Gemäuer selber hatten wir größtenteils gar nicht mehr ausmachen können.
Zuletzt fanden wir noch einen schönen Felsvorsprung, von wo man einen tollen Blick in die Ebene bis nach Angola und die DR Congo hatte.
Der Norden des Kafue Nationalparks – Ein erster Kontakt mit den berüchtigten Tsetsefliegen
Auf dem Weg nach Süden wollten wir Randgebiete des Nordteils des Kafue Nationalparks durchqueren, die hauptsächlich durch Miombo Wälder geprägt und durch vereinzelte Flussarme des u.a. Kafue und Lunda Rivers getrennt sind. Dort wurden wir mit großen Herausforderungen konfrontiert: Schlechte staubige Pisten, die nur in der Trockenzeit befahrbar sind; viele Flussarme, die man nur auf ziemlich maroden Pontons überqueren kann – und letztlich im Kerngebiet des Nationalparks Unmengen der ziemlich aggressiven und blutrünstigen Tsetsefliegen!
Als Folge hat sich dort auch KEIN einziger Mensch mit seinem Vieh angesiedelt!
Gut für die Natur – schlecht für uns!
Wir hatten bereits von den fiesen Tsetsefliegen gelesen, aber in dieser Form noch nie selber erlebt. Das sollte sich auf einen Schlag nun ändern! Kaum hatten wir den letzten Ponton über den Kafue River verlassen, wurden wir auch schon von riesigen Schwärmen überfallen. Im Nu war die Fahrerkabine voll mit Tsetsefliegen! OMG!!!!
Thomas erledigte gleich eine dieser fiesen Monster an der Frontscheibe. Das Blut spritze zu unserem Schrecken nur so herum und nun zierte ein großer Blutfleck die Scheibe.
Ab nun ging es nur mit geschlossenen Fenstern weiter. Da der Grimber über keine Klimaanlage verfügt, war das bei 35 – 40 Grad Außentemperatur eine schweißtreibende Tortur!
South Kafue Nationalpark und der Lake Itezhi – Tezhi
Nur durch die große Ost – West Verbindungsstraße M9 getrennt, setzt sich südlich der South Kafue Nationalpark fort. Wir fuhren durch das wenig besiedelte Hinterland außerhalb des Nationalparks direkt bis an den großen künstlichen aufgestauten Itezhi – Tezhi See weiter. Dort gab es, etwas außerhalb des Nationalparks, einige schön gelegene Lodges. Wir entschieden uns auf dem Gelände der Musunga Lodge einige Tage zu verbringen und von dort Trips in den Park zu machen.
Neben dem Luxus eines Pools kamen wir sogar in den Genuss einige Elefanten direkt in unmittelbarer Nähe am Seeufer am späten Nachmittag zu sehen.
Für einen Night Game Drive im Kafue Nationalpark buchten wir eine geführte Tour. Neben Elefanten, Büffel, Zebras, Nilpferden, Kudus, Impalas, etc. hatten wir das große Glück auch einen Geparden und Leoparden zu sehen.
Victoria Falls und Livingstone
Eines der beliebtesten Highlights und für uns der Abschluss unseres Sambia Aufenthaltes sind die Victoria Falls und Livingstone, die Hauptstadt der Südprovinz. Livingstone ist auch so etwas wie die Tourismushauptstadt des Landes.
Die Victoria Falls, die früher Mosi-Oa-Tunja (= donnernder Rauch) genannt wurden, hatten wir bereits auf der anderen Seite in Zimbabwe vor einiger Zeit besucht. Dieses Mal stand die sambische Seite an. Immer wieder beeindruckend, auch wenn derzeit aufgrund der Trockenheit wenig Wasser über die Fälle floss. Unabhängig davon fanden wir die Zimbabwe Seite noch beeindruckender!
Absolutes Highlight war der Rundflug mit einem Helikopter über die Victoria Fälle.
Last but not Least.......
...kleine Anekdote zu einem typischen afrikanischen Checkpoint
Auch wenn uns diese Anekdote in Sambia widerfuhr, es hätte auch sonst irgendwo auf dem großen weiten afrikanischen Kontinent geschehen können.
Soweit hatten wir in Sambia (fast) nur positive Erfahrungen mit den Checkpoints der Polizei, Militär und diversen „Möchte – gern – Dorfmilizen“ gemacht. Praktisch am letzten Tag unseres Aufenthaltes in Sambia, gab es auf dem Weg von Livingstone zur Grenze von Botswana, dann doch einen eher lustigen und plumpen Versuch uns zur Kasse zu bitten.
Vorgewarnt waren wir indirekt bereits. In der „Bibel für Reisende“, der App Ioverlander, war dieser permanente, durch – und durch korrupte Checkpoint, bereits verzeichnet und ausgiebig beschrieben.
Tatsächlich wurden wir bei diesem Checkpoint von einem riesigen Polizeiaufgebot begrüßt.
Einer prüfte ganz „fachmännisch“ unser Reifenprofil – zu unserer Überraschung gab es hier nichts zu beanstanden. Ein Zweiter prüfte unsere Dokumente, Roadtax, Visa, etc.. Auch wurden das Warndreieck, Verbandskasten, etc. als in Ordnung bestätigt. Einen letzten Pfeil hatten sie dann doch noch im Köcher!
Ein Polizist öffnete die Fahrertüre und prüfte das Schuhwerk von Thomas! Offene Sandalen - „großer Fehler“!
Freudig verkündete er, dass offene Schuhe beim Fahren in Sambia nicht erlaubt wären! Nach dem aufgesetzten Gesichtsausdruck zu urteilen, war er einem „Herzinfakt“ nahe. Aber was für ein sehr schlechter Schauspieler! Wir nominierten ihn insgeheim direkt für die „Goldene Himbeere“!
Bei der Prüfung des Führerscheins fand er die nächste „schwerwiegende Straftat“. Thomas hatte auf dem Bild noch kurze Haare. Auch dieses erregte seine Aufmerksamkeit. Vermutlich wurden diese Vergehen bei ihm irgendwo zwischen Banküberfall und Spionage eingeordnet!
Ja – nee.... alles klar!
Der eifrige Polizist „konfiszierte“ gleich den Führerschein und übergab diesen, mit Thomas im Gefolge, gleich dem ranghöchsten Uniformierten im Polizeigebäude.
Dort wartete schon eine Mischung aus übergewichtigen „schwarzem Napoleon und afrikanischem Feldmarschall“. Dieser thronte förmlich auf seinem wackeligen Klappstuhl, hinter einem morschen Holztisch in dem kahlem Rohbau. Gekleidet in einer buschfarbenen Militäruniform mit frisch schwarz lackierten Stiefeln, fehlte nur noch, dass er seine Füße auf einen Schemel gelegt hätte und mit einem Zahnstocher im Parodontose geschädigten Zahnfleisch herumgebohrt hätte. So plastisch war die Szene, die sich Thomas bot, dann zum Glück doch nicht - es wäre aber keine Überraschung gewesen!
Eingerahmt wurde er links und rechts von zwei weiblichen, auf Militär getrimmten, Untergeb**innen (keine Ahnung, ob diese * hier richtig gesetzt sind ;-) ! )
Das „Verhör“ begann entsprechend mit einem Tadel, wie einem dieser „ordnungsliebenden“ Deutschen nur so etwas passieren konnte!
Thomas musste natürlich dieses Theater mitspielen und erst einmal ablenken und freundschaftliche Stimmung schaffen. Das hat in den letzten Jahren immer recht gut geklappt. So wurde nach den ersten freundschaftlichen Ehrbekundigungen, erst einmal über die langen Haare, die doch so von dem Passfoto abwichen, rumgealbert.
Nachdem man übereingekommen war, dass mit dem (zunehmend gesetzten) Alter auch die Haarlänge wachsen müsse, um die immerwährende männliche Jugend und P...z sicherzustellen, ging es mit dem heiteren Altersraten weiter. Als erste mussten die beiden weiblichen Polizisten mit einem Ratetipp herhalten. Wie üblich hatten die Afrikaner ihre Probleme das Alter von Europäern zu schätzen. Eine von den beiden machte sich bei Thomas besonders beliebt, indem sie ihn irgendwo auf „Ende der 20er“ schätzte! ;-) Das trug nicht nur zur Erheiterung bei, sondern führte auch zu einem allgemeinen Umarmen! Man stelle sich eine solche Situation in Europa vor!
Auch der Offizier schaute mit einer Mischung aus Belustigung und Beklemmung auf seinen dicken Bauch herunter, obwohl er einige Jahre jünger war als Thomas. Nachdem das „Haarproblem“ gelöst war, musste das Schuhdilemma noch gelöst werden, denn der Polizist spielte ja noch immer mit dem Führerschein von Thomas in der Hand herum. So mussten natürlich noch die „tollen, super geputzten Stiefel“ des Offiziers gelobt werden, die man doch auch sehr gerne hätte!
Wie kam man denn nun aus dieser Nummer raus! Guter Rat teuer... aber die blödsten Ausreden sind manchmal die wirkungsvollsten! Der Hinweis, dass die afrikanische Hitze bei Europäern häufig zu FUSSPILZ („Foot fungus“) führt, lies ihn nachdenklich werden und offensichtlich wusste er damit nicht so recht etwas anzufangen. Man konnte sichtlich sehen, wie er versuchte diese Information zu verarbeiten, denn er klopfte die ganze Zeit mit dem Führerschein auf den Holztisch. Letztendlich fiel ihm nichts Gescheites mehr ein und verlor vermutlich allmählich das Interesse. So gab er mit einem Seufzer den Führerschein zurück und wünsche noch eine gute Reise!
Puh....wieder einmal geschafft! Nach über 6 Jahren in Afrika kannten wir mittlerweile diese „Probleme“. Manchmal nervig – aber meist gehen sie auch lustig aus.
Bye, bye Sambia! Aber wir werden uns ganz bestimmt wiedersehen...
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