NAMIBIA – Von Weintrauben und Elefanten in der Wüste

 

Weintrauben am Oranje River

Im Süden Namibias ist es heiß – sehr heiß! So wollten wir als erstes eine Piste durch die Wüste „runter“ zum Oranje River suchen, um „die Füße ins Wasser zu halten“. Kurz vor dem Fluss die große Überraschung! Wir waren nicht die ersten, die einen Zugang zum kühlenden Nass gesucht hatten. Ein Unternehmen hatte sich schon einige Kilometer am Ufer für den Anbau von Weintrauben gesichert. Der „Betriebsschutz“ war von dem Erscheinen des Grimbers so erstaunt, dass uns erlaubt wurde weiterzufahren und beim Management vorzusprechen. Für den aus Südafrika stammenden Betriebsleiter Jacques waren wir offenbar eine willkommene Abwechslung in der Hitze. Er war so freundlich uns die riesigen Anbaugebiete und die gesamte Verarbeitungskette, Kühlhalle, Qualitätskontrolle, etc. zu zeigen.

Obendrauf bekamen wir zum Abschied noch jede Menge köstlicher Weintrauben mit auf den Weg!

 

Weihnachten im Matschloch

Es gibt ja immer mehrere Wege, die zum Ziel führen. So ist es auch mit der namibischen Hauptstadt Windhoek. Wir hatten keine Lust auf die doch etwas eintönige und langweilige („Autobahn“) B1. So suchten wir uns auf der Landkarte eine Alternative. Doch auf Landkarten werden natürlich keine Regenfälle und überschwemmte Pisten berücksichtigt.... warum auch? „Es regnet ja nur alle 7 Jahre“!

Nach einer Nacht im Busch, an einer Abbruchkante eines Plateaus, befuhren wir eine Piste südlich von Mariental. An einer Abzweigung hatte sich durch die ungewöhnlich heftigen Regenfälle in den letzten Tagen ein kleiner, unscheinbarer See gebildet.

Kurzerhand wurde Claudia zur Begehung vorgeschickt und zum Filmen platziert. Alles wirkte soweit sehr unscheinbar – schon fast „unspektakulär“. Noch ahnten wir nichts vom noch folgenden Desaster.  

So filmte Claudia und Thomas fuhr mit dem Grimber durch die überflutete Piste. Um eine bessere Filmaufnahme zu bekommen fuhr Thomas etwas links von der Mitte. Leider war dies ein großer Fehler! Dort war der Untergrund viel weicher und die linken Räder sanken tief in den lehmigen Boden ein. Die Geschwindigkeit des Grimbers reichte nicht aus - er blieb im Matsch stecken!  

Der lehmige Untergrund war äußerst tückisch. Jeder Versuch den Grimber aus dem Matschloch zu befreien, machte es nur noch schlimmer. Ein vorbeikommender Schäfer (eigentlich war er auf der Suche nach Feuerholz) bot uns an bei einer „nahe gelegenen Farm“ Hilfe zu holen. Etwas skeptisch machte Claudia sich mit ihm zu Fuß auf dem Weg, während Thomas versuchte eine Lösung vor Ort zu finden. Die „Farm“ war natürlich keine richtige Farm, sondern nur eine Ansammlung von einigen Wellblechhütten, Autowracks, Müll und einigen frei herumliegenden Ziegen. Das alles in einer weitläufigen Dornbuschlandschaft und in einem sehr ärmlichen Zustand. Aber zumindest gab es einen altersschwachen Pick-up, der sogar noch fuhr. Der Besitzer, ein hilfsbereiter schwarzer Farmer, erklärte sich sofort bereit uns zu helfen. Leider scheiterten sämtlich Versuche bereits im Ansatz, da ein solches Fahrzeug einfach nicht genügend Power hatte, um einen im tiefen und zähen Schlamm steckenden 7,5 Tonner zu ziehen. Sämtliche Versuche mit Sandblechen, Wagenheber und Graben scheiterten wieder kläglich – alles versank im Matsch und wir hatten Schwierigkeiten alle Werkzeuge wieder zu finden.

Eine Gegend mag ja noch so einsam und menschenleer sein - so eine „Attraktion“ zieht jede Menge Neugierde aus allen Ecken des Busches an....und jeder hat natürlich einen guten wohlgemeinten „Tipp“ parat.

Da war zum Beispiel ein wohlhabender schwarzer Unternehmer und Farmbesitzer aus dem ca. 70 km entfernten Mariental mit seinem großen 4 x 4 SUV. Er war absolut überzeugt, dass sein Fahrzeug den Grimber mit einer Eisenkette herausziehen könne. Ein Versuch war es Wert!

Aber der Grimber steckte offenbar zu tief im Matsch und bewegte sich keinen Millimeter. Jeder erfahrende Fahrer weiß, dass man beim Abschleppen das Zugseil möglichst unter Spannung hält und nur langsam anfährt. Dem, sehr von sich und seinem Fahrzeug überzeugten, Fahrer war das offenbar unbekannt. So verlor er letztlich die Geduld und fuhr beim nächsten Versuch mit voller Geschwindigkeit an! Es passierte das Unvermeidliche und die eiserne Kette riss. Das gerissene Ende flog in einem hohen Bogen wie eine Feder zurück über die Frontscheibe auf unser Dach. Eines unserer darauf montierten Solarpanel wurde dabei komplett zertrümmert!

Thomas, der am Steuer im Grimber saß, hatte dabei einen großen Schutzengel gehabt, dass die Windschutzscheibe nur einen kleinen Kratzer bekommen hat, denn die Kette hätte ihn erschlagen können!

Nun mussten wir aber einsehen, dass wir mit herkömmlichen Mitteln nicht weiterkommen würden. Wir erkundigten uns daher bei den vorbeikommenden Einheimischen, ob es in der Nähe einen Truck, Baumaschine oder ähnliches gäbe, der unseren Grimber herausziehen könnte. Es war der zweite Weihnachtstag und außerdem auch noch ein Wochenende. Keine gute Zeit um ein geeignetes Fahrzeug zu finden! Eine der üblichen Straßenkehrmaschinen sollte Gerüchten zufolge „in den nächsten zwei Wochen“ eintreffen - so lange „wollten“ wir allerdings nicht warten.

Wir benötigten ein großes Fahrzeug, welches den Grimber herausziehen konnte. Nachmittags kam die hoffende Nachricht, dass es in Mariental angeblich eine Abschleppfirma für Trucks gäbe. Kurzerhand wurde der Inhaber angerufen. Nach kurzer Preisverhandlung war alles geklärt. Eine Stunde später hatte der Abschleppunternehmer uns gefunden. Wir waren aber schon bald ernüchtert. Statt des angekündigten großen Mercedes Abschlepptruck, war es „nur“ ein stärkerer

Pick-up Abschlepper.

Als hätten wir es geahnt - prompt blieb er beim ersten Versuch gleich selber noch direkt am Rand des Wasserlochs stecken. So war er die erste Stunde erst einmal nur mit sich selber beschäftigt.  

Aus „sicher Distanz“ (50 m?) versuchte man nun mit der Seilwinde des Abschleppers unseren 7,5 Tonner herauszuziehen. Bei genauen Hinsehen konnte man auch eine minimale Bewegung erkennen – der Abschlepper zog sich selber in den Schlamm! Der Grimber selber bewegte sich keinen Millimeter!! Nicht wirklich verwunderlich, dass dann auch noch das Drahtseil riss!

Nach der Reparatur und einem dezenten Hinweis (Stichwort: Drahtdurchmesser zu klein / Gewicht von Abschlepper zu gering) änderte man den „Plan“. So wurde das Drahtseil gedoppelt und die Fahrzeuge von einigen „Zuschauern“ sicherten zusätzlich den Abschlepper! Zu „Spitzenzeiten“ standen so bis zu vier Fahrzeugen angekettet in einer Reihe im Schlamm! „Rushhour“ der besonderen Art!

Aber jede Anstrengung wird irgendwann belohnt. Nach über 5 Stunden hatte es der Abschleppdienst tatsächlich geschafft. Der Grimber stand wieder auf der Straße. Glücklich und todmüde bezahlten wir im Mondschein unsere fleißigen Helfer und suchten uns einen Übernachtungsplatz im Busch! Weit waren wir an dem Tag nun wirklich nicht gekommen!

 

Das namibische Tote Meer

Bei einem Blick in unseren 4x4 Atlas fanden wir weit in der Wüste hinter der Skelettküste den „Death Sea Salt Lake“. Darunter konnten wir uns gar nichts vorstellen. Alleine das war für uns Grund genug dorthin zu fahren.

Es ging von Swakopmund nordwärts in die Namib-Wüste. Von der Küste in das Landesinnern zum namibischen „Toten Meer“ führte nur eine üble Wellblechpiste. Bei dem Wort Meer denkt man sofort an eine große Wassermasse, doch der Death Sea Salt Lake war eigentlich nur ein kleines Wasserloch. Früher hatte die Strathmore South Tin Mine hier Zinn im Tagebau abgebaut. Das war aber schon lange Geschichte. Mittlerweile hatte unterirdisches Wasser die Grube mit Wasser gefüllt. Verschiedene Mineralien sorgten dafür, dass der Salzgehalt des Wassers sehr hoch ist. Das führte dazu, dass man (wie bei dem weitaus berühmteren Namensvetter im Nahen Osten) frei auf der Wasseroberfläche schwimmt. Daher stammte der Name „Dead Sea“ / Totes Meer.

Abseits der Zivilisation in der Wüste verbrachten wir entspannte Stunden treibend auf dem Wasser.

 

Der Huab River im Desolation Valley

Die meisten touristischen Ziele in Namibia sollten wir mittlerweile bereits gesehen haben. Dennoch waren wir natürlich auch auf dieser Tour immer auf der Suche nach für uns noch unbekannten Landstrichen.

So blieben wir beim Blick auf die Karte beim Desolation Valley, das vom Huab River durchflossen wird, hängen. Eine richtige Vorstellung von der Gegend hatten wir nicht. Neugierig bogen wir von der Hauptpiste C39 auf einen ziemlich rudimentären 4x4 Track ab. Entsprechend langsam kamen wir anfangs voran. Die Piste war sehr steinig und der Grimber hoppelte mehr, als er fuhr. Stundenlang „hüpften“ wir durch eine Mondlandschaft.  

Am Abend wurden wir mit einer wunderschönen Landschaft mit Blick auf den Huab River im weitem Desolation Valley belohnt. Der Huab ist ein für Namibia typischer Trockenfluss, der nur selten an der Oberfläche Wasser führt. Wo das Wasser oberflächennah war, zog sich die Vegetation wie ein grünes Band durch die Wüste. In diesen grünen Oasen mit seinem bis 2 m hohem Gras gibt es gute Chancen u.a. Wüstenelefanten anzutreffen.

In dem weitem, unwegsamen und zerklüfteten Tal des Huabs muss man oft improvisieren, um den richtigen Weg zu finden. Immer wieder führte die Piste in das sandige Flussbett und man musste sich einen geeigneten Weg im tiefen Sand zwischen den Büschen suchen. Die unregelmäßigen saisonbedingten Überschwemmungen hatten zudem hohe steile Uferböschungen entstehen lassen, die nur wenige Möglichkeiten boten aus dem Flussbett wieder herauszukommen.

Bevor man blindlings losfuhr, war es an unwegsamen Stellen klüger den Streckenabschnitt zu Fuß zuerst zu erkunden. Ein wachsames Auge auf die Ufervegetation war dabei ratsam – man wusste ja nie so genau, ob nicht ein Löwe oder ein Elefant sich hinter dem nächsten Busch „ausruhte“.

 Das dieses eine reale Situation im Busch sein kann, zeigte sich bei dem Versuch eine sandige Düne zu überwinden. Bei der Voraberkundung zu Fuß traf Thomas prompt auf eine grasende Elefantenherde. Das ein Elefantenbaby Thomas entdeckte und neugierig begutachten wollte, war natürlich eher "suboptimal". Die Elefantenkuh war „eher weniger erfreut“ und nahm eine entsprechend drohende Haltung ein. Da blieb nur der langsame Rückzug und das Abwarten aus einiger Distanz, bevor wir die Stelle dann doch passieren konnten.

Nach jeder Regenzeit verändert sich das sandige Flussbett und man muss sich neue Wege suchen. Das gilt auch für die Ein- und Ausfahrten. Einige Böschungen sind dann so steil, dass sie für einen Truck schon recht schwierig und steil werden können. Da braucht man dann Geduld und einen Plan. Am Ende ging es dann doch irgendwie mit dem Grimber - Kratzer inklusive.

Die einsame und bizarre Landschaft bietet immer wieder wunderschöne Übernachtungsplätze.

Gerade in der Sommerzeit ist ein windgeschützter Platz von Vorteil. Durch den extremen Temperaturaustausch zwischen dem Glutofen in der Wüste und der sehr kalten Küste muss man spätestens ab Mittag mit stark zunehmenden Wind rechnen. Am späten Nachmittag kann der durchaus Sturmstärke erreichen.  

 

Die Etosha – Mal ganz grün

Die vielen Regenschauer der letzten Wochen hatten den sonst so trockenen und staubigen Etosha Nationalpark in eine quietschgrüne Landschaft verwandelt. Überall gab es kleinere und größere Wasserlöcher. Die vielen Viewpoints an den Wasserlöchern wurden dadurch uninteressant, da es für die Tiere keine Notwendigkeit gab, die Wasserlöcher aufzusuchen.

Spannende Tierbegegnungen gab es aber trotzdem. Ein besonderes seltenes Highlight war sicherlich ein Kampf zwischen einer Ägyptischen Kobra und einer Gelben Manguste, den wir aus nächster Nähe beobachten konnten. Der ca. 30 minütige Kampf auf Leben und Tod hatte keinen Sieger. Man „einigte“ sich auf unentschieden.

 

Expedition in das Kaokoveld und Khowarib Schlucht

Auch auf dieser Reise durfte eine Fahrt durch das landschaftlich vielfältige und einsame Kaokoveld nicht fehlen.

Dieses Mal wollten wir einigen ausgetrockneten Revieren bis an die äußersten Dünen der (verbotenen) Skelettküste folgen. Wie nah wir bereits an der Atlantikküste waren konnten wir nicht nur an dem spürbaren kalten Küstenwind bemerken, sondern unsere Drohne erlaubte uns auch einen Blick auf den ca. 30 km entfernt liegenden Küstenstreifen.  

Hier hatten wir einige unserer schönsten Übernachtungsplätze auf dieser Reise. Beobachtet wurden wir dabei von hier hier häufig vorkommenden Oryx Antilopen.

Abschließend folgten wir den Schluchten des trockenen Flussbettes des Hoanib flussaufwärts.

Unterwegs sahen wir wieder Wüstenelefanten, Giraffen, Zebras, Springböcke, etc..

Insbesondere der Abschnitt in der engen Khowarib Schlucht war aufgrund der sandigen Steigungen und der dichten Buschvegetation recht mühsam, aber landschaftlich wunderschön.

 

Besuch des Doros Craters und des Brandberges

Der Doros Crater ist ein Eingebnis vulkanischer Aktivitäten und liegt sehr abgelegen im Damaraland nördlich des Brandberges. Um dorthin zu kommen, muss man eine 4x4 Piste benutzen. Mit dem Krater ist es wie mit den Kornkreisen - das volle Ausmaß sieht man nur von oben. Ohne unsere Drohne wären wir glatt daran vorbeigelaufen. 

Auch dort haben wir während unseres Aufenthaltes keine Menschenseele gesehen.

Um zum Brandberg zu gelangen, muss man das normalerweise trockene sandige Flussbett des Ugabs queren. In diesem Jahr hatte es wochenlang sehr stark geregnet. So bot sich uns der seltene Anblick, dass der Ugab ausnahmsweise (viel) Wasser führte. In unserem Falle war er sogar ein reißender Fluss, den wir nicht durchfahren konnten.

 

Das Sossusvlei und der Sesriem Canyon im Naukluft Nationalpark

Eines der beliebtesten Touristenziele von Namibia sind die Salz-Ton Pfannen des Sossusvlei, „Deadvlei“, „Hiddenvlei“, etc mit seinen großen Dünen „Big Mama“ und „Big Daddy“.

Die Sanddünen zählen zu den höchsten der Welt und umgeben eine häufig trockene Salztonpfanne. In früheren Zeiten, bis zu seiner Versandung, floss der saisonale Fluss Tsauchab bis in den Atlantik.

Aufgrund der ungewöhnlich vielen Niederschläge hatten wir das seltene Glück, nicht nur Wasser im Sesriem Canyon zu sehen, sondern auch, dass sich in der Salzpfanne ein See gebildet hatte! Da dieses nur alle paar Dekaden passiert, wurden wir Zeuge eines ungewöhnlichen Schauspieles.

 

Auf dem Wege nach Südafrika

Von dort ging es Richtung Südafrika. Auf dem Wege besuchten wir noch den Fish River Canyon und machten einen Abstecher zum Oranje River.

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Kommentare: 1
  • #1

    wolfram kauertz, B.Gladbac (Donnerstag, 25 Mai 2023 15:43)

    Faszinierende Bilder! Leider ist er nur mit 4x4 befahrbar. Den Fish River Canyon habe ich
    gesehen. Sehr beeindruckend. Überhaupt ist Namibia durch seine unendliche Weite
    sehenswert. Bin 7mal dort gewesen.