Südafrika, Teil 3

 „Transit“ durch Südafrika – Von diversen Werkstattbesuchen, tiefen Einblicken in die Arbeitswelt, noch tieferen Canyons und wilden Tieren

 

 

Ein Tag beim Reifenhändler 

Der Grimber ist mit seiner Reifengröße 365/85/R20 auf großen Füssen unterwegs. Bereits auf unser Fahrt entlang der westafrikanischen Küste mussten wir feststellen, dass diese Reifengröße in Afrika praktisch nicht verfügbar war. Daher waren wir umso glücklicher, dass wir von anderen Reisenden einen Reifenhändler in Johannesburg empfohlen bekamen, der tatsächlich unsere Größe zu bezahlbaren Preisen haben sollte. Thomas hatte dort sicherheitshalber schon einige Monate vorher zwei Reifen reservieren lassen.

Endlich war der große Tag gekommen, die alten Offroad Reifen, sahen schon sehr nach Slick Reifen aus der Formal 1 aus - also komplett profillos!

Wir quälten uns schon am frühen Morgen durch den Berufsverkehr von Joburg, um pünktlich beim Reifenhändler anzukommen. Gio, der Manager mit italienischen Vorfahren, empfing uns sehr herzlich mit frischem Kaffee.

Wir besprachen, mit der für südafrikanischen so typischen obligatorischen Horde von ausführenden (Hilfs) Mechanikern, welcher Reifen, wohin montiert werden sollte. D.h. die beiden neuen Reifen vorne, dass Ventil bitte nach außen. Das klingt eigentlich nicht kompliziert – aber unsere Erfahrungen der letzten Jahre haben uns (sehr) skeptisch werden lassen.

Während wir im Büro von Gio, mit einem weiterem Kaffee versorgt wurden und er uns bei der Suche nach einem Unterstellplatz für unseren Grimber half, wurden draußen die Reifen montiert. Eigentlich war unser Verhalten, die schwarzen Arbeiter unbeaufsichtigt arbeiten zu lassen, schon fast grob fahrlässig. So kam es natürlich wie es kommen musste.

Kurz vor 12 Uhr kam ein Mechaniker ins Büro und informierte uns, der Grimber wäre „fertig“. Wir waren überrascht, dass es so schnell gegangen sein soll!? Wow! Ein erster Blick ergab, dass die neuen Reifen, wie besprochen, vorne montiert waren. Nur von dem außen liegenden Ventil war nichts zu sehen, weil es versehentlich nach innen montiert wurde. Grrrr.

Okay, also noch einmal von vorne...“Neue Reifen vorne, Ventile nach außen!“.... und Gio war kurz vor einem Herzinfarkt!

Um die weitere Warte- und Mittagszeit kurz zu halten, wurden wir zu unserer Überraschung in eine Mischung aus Restaurant, Bistro und Supermarkt für deutsches Essen gebracht!

Es gab Leberkäse, Senf, richtige Brezeln, Sauerkraut, Spätzle, Schweinshaxe, Ritter Sport Schokolade und viele Dinge mehr. Außerdem sprachen so gut wie alle Angestellten perfektes deutsch. So landeten wir in „Schwaben“ (der Name des Restaurants) – und das mitten in Johannesburg!

Zurück beim Reifenhändler war der Grimber (natürlich) noch nicht fertig. Die Arbeiter saßen noch auf alten Reifen oder Holzpaletten und waren entweder mit einer Zeitung oder mit ihrem Smartphone beschäftigt. So hatten wir noch genug Zeit uns mit den täglichen Anforderungen und Schwierigkeiten des Arbeitsalltags „zu unterhalten“.

Die Buchhaltern war relativ neu hier. Es gestaltete sich offenbar sehr schwierig eine fähige und motivierte Mitarbeiterin zu finden. Aufgrund der Beschränkungen des sogenannten BBBEE Programms („Broad – Based Black Economic Empowerment) - dazu später mehr - ist die mögliche Auswahl bei Bewerbern für einen Unternehmer sehr eingeschränkt (die Mehrzahl der weißen Arbeitnehmer ist praktisch aus großen Wirtschaftsteilen ausgeschlossen).

Die ursprüngliche Besetzung zeigte offenbar kein all zu großes Interesse an der Arbeit. Ebenfalls hatte sich niemand „brauchbares“ für diese Stelle beworben. Jedoch fiel die damalige Putzfrau durch Interesse und Fleiß auf und schnell waren sich alle einig. Die hatte eine Chance verdient! So wurde diese kurzerhand zur Büroangestellten befördert! Sie war auch sehr fleißig, wenn sie nicht gerade auf der Toilette war oder am Handy spielte.

Während wir den „amüsanten“ Anekdoten lauschten, wurden einige neue Besen geliefert. So erfuhren wir, das jeden Freitag die Werkstatt gefegt und auch alle Firmenwagen gewaschen werden sollten. Der Zeitraum von einem Freitag zum nächsten Freitag war allerdings offenbar sehr (zu) lange, so war es für die Arbeiter jeden Freitag aufs Neue eine „große Überraschung“, was ihre letzte Aufgabe vor dem Wochenende war.

Insofern passt auch, dass offenbar die Qualität der Besenstiele in Südafrika nicht die Beste sei, da innerhalb einer Arbeitswoche - sprich jeden Freitag Nachmittag - viele Stiele einfach abgebrochen waren. Dabei hatten sich die Benutzer nur versucht auf den Stiel abzustützen, um sich von der stressigen Arbeitswoche zu erholen......

Kurz vor der Dämmerung wurde der Grimber dann doch noch fertig.

So verbrachten wir dann doch tatsächlich, wegen zwei neuen Reifen über 10 Stunden beim Reifenhändler. Tja, TIA = This Is Afrika!

 

Besuch des Blyde River Canyon

Auf dem Weg nach Mozambique lagen sowohl der Krüger Nationalpark, als auch der Blyde River Canyon. Der Blyde River Canyon mit seiner 26 km Länge und ca. 800 m Tiefe gilt als eines der größten Naturwunder Afrikas und als der drittgrößte Canyon nach dem Grand Canyon in den USA und dem Fish River Canyon in Namibia.

 

Transit durch den Krüger NP nach Mozambique  – Ein missglückter Versuch

Unser Plan war es auf direktem Wege nach Mozambique zu fahren. D.h. man fährt durch den Krüger Nationalpark und nutzt den kleinen Grenzübergang Giriyondo innerhalb des Parks, um auf der anderen Seite des grenzüberschreitenden Parks (der hier Limpopo Nationalpark heißt) nach Mozambique einzureisen. Wilde Tiere bekamen wir natürlich auch dieses Mal wieder zu Gesicht.

.nur das mit dem Grenzübergang wollte nicht so recht klappen. Ca. 15 km vor dem Grenzübergang bemerkten wir, dass einer unserer Hinterreifen offenbar „ein zischendes Geräusch“ verursachte. Der Übeltäter war schnell gefunden! Wir hatten uns einen Nagel eingefangen. Nicht so toll, da wir aber in Mozambique für die nächsten gefühlten „1.000 km“ keine brauchbare Hilfe in Form einer gescheiten Werkstatt zu erwarten hatten, entschlossen wir uns kurzerhand dieses Problem in Südafrika noch erledigen zu lassen. So fuhren wir zurück nach Phalaborwa, der größten Stadt weit und breit. Das sollte sich auch als „Glücksgriff“ erweisen, da wir kurz darauf auch noch "knirschende" Geräusche beim Bremsen hören sollten! Wir hatten also mal wieder Probleme mit dem Bremsen, bzw. den Belegen!

 

Wartungsaufenthalt in Werkstatt - Letzte Chance für größere technische Erneuerungen

Nachdem wir das Loch im Reifen reparieren lassen hatten – das Thema war relativ schnell und günstig erledigt – war unsere nächste Station eine professionelle Werkstatt, die uns bei der Behebung unserer Bremsprobleme helfen sollte. Glück im Unglück, dass in der Umgebung von der Stadt Phalaborwa eine große Kupfer- und Phosphatmine in Betrieb war, die gute Werkstätten für die Wartung, etc. benötigte. So fanden wir die freundliche Familie Badenhorst, die eine dieser großen Werkstätten betrieb und sich mit größeren Fahrzeugen entsprechend gut auskannte.

Schnell waren unsere noch aus Kamerun stammenden Bremsbeläge als Fehlerquelle identifiziert. Sie waren offenbar aus minderwertigem Material. Die passenden Bremsbeläge waren natürlich in Phalaborwa nicht so schnell aufzutreiben und mussten deshalb erst extra mühsam für uns organisiert werden. In der erzwungenen Zwangspause durften wir auf dem Betriebsgelände campen, inkl. Internet, und wurden von der Besitzerfamilie nach Strich und Faden umsorgt! So organisierte Joa, die Ehefrau des Besitzers Heins, gleich am ersten Abend Pizza für unser leibliches Wohl! Sehr lecker! 

 Hein, der Seniorchef, selber lies es sich nicht nehmen, uns persönlich die örtliche Gastronomie und damit uns nicht zu langweilig wird, die nähere Umgebung zu zeigen! Überdies hinaus stellten sie uns auch noch eines ihrer Fahrzeuge zur Verfügung! So mobil geworden, konnten wir sogar noch eine Bootsfahrt auf dem Olifantusriver, weitere Ausflüge in den Krüger Nationalpark und natürlich die örtlichen Minen machen. Die nahe gelegene Kupfermine ist wohl die einzige auf der ganzen Welt, in der auch mal ein Löwe oder Elefanten auftauchen können! In der Zwischenzeit, taten Heinrich, der Sohn und Juniorchef und seine Mitarbeiter alles, damit unser Grimber so schnell wie möglich wieder auf die Beine kam.

Nach einigen Tagen war es dann endlich auch soweit und wir konnten unseren nächsten Anlauf unternehmen, nach Mozambique auszureisen!

Ein großes Dankeschön an Joa, Hein, Heinrich Badenhorst und natürlich der gesamten Belegschaft für die tolle Gastfreundschaft und die Unterstützung!!! 

 Durch den nicht geplanten längeren Aufenthalt hatten wir unser Visum bereits um einige Tage überschritten! Ups, dies hätte unter Umständen zu Problemen führen können – bis zu einem Wiedereinreiseverbot nach Südafrika! Aber dank einer schriftlichen Erklärung (eher schon fast eine Powerpoint Präsentation!) von der Werkstatt, inkl. Fotos waren wir bei der Ausreise gut gewappnet und konnten ohne Probleme Südafrika verlassen.

 

Bye South Africa – Bem-vindo no Mozambique

 

Ein kleiner Nachtrag zu den „seltsamen Versuchen“ der südafrikanischen Regierung die Wirtschaft zu „organisieren“ und zu fördern......

 

BBBEE Programm – Ein seltsamer Versuch Menschen in Brot und Lohn zu bringen

1994, nach dem Ende der Apartheid, versuchte die ANC geführte Regierung Chancengleichheit für alle, ungeachtet ihrer Bevölkerungszugehörigkeit zu schaffen. Es wurde wohl aber schnell klar, dass dieses schon aufgrund mangelnder Qualifikationen, etc. nicht klappen würde. So wurden verschiedene Gesetze eingeführt, mit dem Ziel „Chancengleichheit für alle herbei zu führen“.

Das zuletzt eingeführte Programm mit dem Kürzel „BBBEE“ Broad-Based Black Economic Empowerment, in deutsch etwa Breit angelegtes wirtschaftliche Stärkung von Schwarzen verfolgt das Ziel bestimmte Gruppen Vorrang zu Führungspositionen zu geben und „Schaffung von Eigentum von bisher Benachteiligten“ vor zunehmen.

Mit dem Gesetz werden nun Schwarze bevorzugt und Weiße entsprechend benachteiligt. Bei einer Arbeitslosenquote von 30 % + x bedeutet das, dass die weiße Bevölkerung praktisch keine Chance mehr auf dem normalen Arbeitsmarkt hat.

Wohin sich eine Volkswirtschaft langfristig entwickelt,wenn Positionen nicht mehr nach Fähigkeiten und Erfahrungen, sondern nach „Quote“ und anderen nicht leistungsbezogenen Kriterien besetzt wird, kann man sich mit etwas gesunden Menschenverstand leicht ausmalen.

Als weitere Folge versuchen viele junge weiße Arbeitnehmer in Länder wie Australien, Kanada, etc. zu emigrieren. Über den Verlust für die südafrikanische Wirtschaft durch den immensen „Brain drain“ kann man nur spekulieren.

Überdies hinaus werden alle Firmen, von großen börsennotierten Unternehmen beginnend bis runter zum kleinen Familienunternehmen, gezwungen schwarze Anteileigner zu haben, da diese „sonst von staatlichen Ausschreibungen und staatlichen Institutionen ausgeschlossen werden“.

Das bedeutet insbesondere für weiße Unternehmer, dass sie von allen öffentlichen Aufträgen ausgeschlossen wurden. Um auf dem Markt zu überleben sind diese nun gezwungen sich schwarze Teilhaber (min > 50 %) für ihr Unternehmen zu suchen. In der Praxis ist das eine partielle Enteignung, da es in der Regel keine finanzielle Kompensation oder sonstige Gegenleistung gibt. Meist kassieren diese sogenannten Teilhaber „ihren Anteil“ dafür, dass sie auf dem Papier ihren Namen hergeben, sind aber ansonsten wohl nicht wirklich interessiert sich produktiv in diese Unternehmung mit einzubringen. So gibt es nicht gerade wenige aus dem heutigen „Politikbetrieb“, die diese Gesetze für sich nutzen, um schnell zu großem Reichtum zu kommen. So hat die Geisel der Korruption – auch die südafrikanische Gesellschaft und Wirtschaft - mittlerweile in bedenklichem Ausmaß durchdrungen.

 

Ein Blick weiter nach Norden – in das Land Zimbabwe mit seinem vor kürzlich verstorbenen Diktator Mugabe – zeigt ziemlich drastisch zu welchen katastrophalen Folgen das führen kann.