Botswana

Durchquerung des Kgalagadi Transfrontier Nationalpark

 

Mit der Durchquerung des unerschlossen Teiles des Kgalagadi Transfrontier Nationalparks wollten wir in den zentralen Teil Botswanas gelangen. Während der südafrikanische Teil des Parks touristisch und verkehrstechnisch recht gut erschlossen ist, gibt es im östlichen Teil nur sehr rudimentäre und sehr selten befahrene Pisten, für die man ein entsprechendes Allradfahrzeug benötigt.

 

Die meisten Touristen halten sich nur im Südafrikanischen Teil auf, fahren die Hauptpiste parallel des trockenen Nossob Rivers, der gleichzeitig die Ländergrenze darstellt hoch und runter. Dort sieht man an den Wasserlöchern auch die allermeisten Tiere. So war es auch dieses Mal.

 

Im „hohen Norden“ des Parks zweigt dann die eher rudimentäre, schmale und teilweise tiefsandige Piste durch die rotfarbenen Sanddünen Richtung Osten ab. Das ist dann bereits botswanisches Staatsgebiet und man sieht es sofort an den nicht vorhanden Reifenspuren. Hier war niemand mehr seit „Menschengedenken“! Größere Fahrzeuge wie wir haben auch Probleme an einigen Stellen, da die Fahrspur von beiden Seiten durch Büsche zugewachsen sind. Wenn es kein Nationalpark wäre, gäbe es hier phantastische Plätze mitten in der Wildnis sich ein Buschcamp zu suchen - immer vorausgesetzt, dass man sich die Raubtiere auf Distanz hält!

 

Das man im dichten Busch sich nie immer ganz so sicher sein kann, erfahren wir in unserer letzten Nacht auf dem offiziellen Camp „Kaa“ - der keinen Sicherheitszaun hat – als der einzige vorhandene Angestellte uns mitteilte, dass Löwen in unmittelbarer Nähe durch die Büsche gezogen sind!   

 

Kevin allein zu Haus ...oder wir haben einen Freizeitpark ganz für uns allein

 

Ein Highlight ist die Hauptstadt Gaborone – kurz „Gab“ genannt - sicherlich nicht. 1965 wurde das größtenteils aus Busch und Wüste bedeckte Land, welches nur sehr spärlich besiedelt war, von Großbritannien in die Unabhängigkeit gelassen. Dummerweise hatte man praktisch „erst in letzter Sekunde“ bemerkt, dass man ja gar keine Hauptstadt hat! Also wurde kurzerhand ein ursprünglich als Eisenbahnhaltestelle gegründeter Ort mit max. 5.000 Einwohner zur zukünftigen Hauptstadt erklärt. Insofern gibt es heute nur ein paar moderne Bauten, die meist Regierungsgebäude darstellen, wie z.B. Präsidentenpalast, Justizgebäude, Zentralbank, etc.. Ansonsten ist es „eher langweilig“ und man ist schneller durchgefahren, als durch eine deutsche Kleinstadt.

ABER – eine Besonderheit wies der Ort für uns dann doch auf! Ca. 20 km westlich vor den Stadttoren gab es einen Campingplatz – mitten auf einem kleinen Vergnügungspark! Sicherlich nicht mit dem Europa-Park Rust zu vergleichen – aber immerhin gab es einige alte Karussells (der TÜV hätte die in Europa mit Sicherheit nicht mehr abgenommen!).

Das HIGHLIGHT aber: eine (ziemlich marode) Achterbahn mit Looping!!

Da wir uns hier im Südwinter (mit deutschen Frühsommertemperaturen zu vergleichen!) befanden, waren wir praktisch die einzigen Gäste!! Die Gelegenheit ALLEINE den Freizeitpark zu nutzen ließen wir uns natürlich nicht entgegen! Wann fährt man schon alleine in einem Karussell oder sogar in einer Achterbahn und bleibt nach jeder Fahrt einfach sitzen, um noch einmal zu fahren??

 

Durchquerung der zentralen Salzpfannen

 

Eines unser landschaftlichen Highlights für diesen Botswana Aufenthalt sollte die (mehrmalige) Durchquerung der Salzpfannen im Zentrum des Landes sein. Dabei verzichteten wir bewusst auf einen Besuch der beiden Nationalparks Nxai Pan und Makgadikgadi Pan, da die dortigen Eintrittspreise für ein Fahrzeug unserer Größenordnung einfach nur unverschämt waren. Wir wählten als unsere Ziele die direkt benachbarte Sokorokatsha und die weitläufige Ntwetwe Pan aus. Landschaftlich waren die praktisch identisch und boten mit der sogenannten Kudu Island, einer „Felseninsel in mitten der Salzpfanne“, noch ein ganz besonderes Ziel.

Aber um zu den abgelegenen Salzpfannen überhaupt zu gelangen, waren viele Kilometer durch teilweise engen Mopane Busch notwendig. Das auf den von uns gewählten Strecken kaum normaler Verkehr stattfand und unser Fahrzeug viel zu groß war, sollte uns erst im Laufe der Tour klar werden. So war für unsere erste Süd-Nord Durchquerung die Strecke zwischen den kleinen Ortschaften Mopipi im Süden und Gweta im Norden auserkoren worden.

 

Mopipi – Gweta (ca. 140 km)

Das wir die ca. 140 km lange Durchquerung nicht in einem Tage schaffen würden, war uns schon vorher klar. Das wir aber nur um die richtige Eingangsspur durch den Busch und die erste Salzpfanne zu finden, einen halben Tag benötigen würden, hatten wir dann aber doch nicht gedacht! Keine der Spuren, der wir folgten ging langfristig nach Norden, sondern verloren sich irgendwo in einer anderen Richtung im Busch. Auch die Einheimischen, die wir in Mopipi noch fragten schienen den richtigen Weg nicht zu kennen (was wir aber erst nach vielen Irrungen herausfinden sollten).

 

Botswana ist in vielen Landesteilen durch sogenannte „Vet – Fences“ durchzogen, Zäune, die die Nutz- von den Wildtieren trennen sollen, um eine mögliche Übertragung von Tierkrankheiten zu vermeiden. In diesem Fall machten wir uns nach ca. 30 km, durch enge Pisten und engen Busch, diesen Umstand zu nutze. Wir folgten einfach einer, der kleinen parallel zum Zaun verlaufenden, Kontrollpiste, bis wir die Ebenen der Savanne und der Salzpfanne erreicht hatten. Perfekte einsame Gebiete für nächtliche Wildcamps. Menschen gab es in dieser verlassenen Gegend keine.

 

Der nächste Tag brachte uns schnell durch die Grassavanne auf die Salzpfannen. Wenn man es nicht besser wüsste, dann könnte man den Eindruck bekommen sich in einer Eiswüste zu befinden. Insbesondere aus der Luft erschien es, dass man sich nicht mehr irgendwo in Afrika war, sondern eher in Grönland oder dem Norden des winterlichen Kanadas. Unseren idyllischen Nachtplatz fanden wir direkt „auf dem Eis“ in der Nähe der sogenannten „ Gabadis Island“. Hierbei handelte es sich natürlich um keine wirkliche Insel, sondern eher um eine kleine mit Gräsern bedeckte Erhebung, in mitten der flachen Salzpfanne. Selbst in dieser unwirtlichen Landschaft konnte man aus der Entfernung vereinzelt noch Tiere sehen. Ein besonders neugieriger Schakal stattete uns sogar einen Besuch ab.

 

Sobald man die Salzpfannen nach Norden verlassen hat, kommt man wieder in eine ausgedehnte Busch- und Savannenlandschaft, in der auch viele der gigantischen Baobab Bäume (auch Afrikanische Affenbrotbaum genannt), anzutreffen sind. Besonders bekannt sind der „Chapman's Baobab“ und der „Green's Baobab“.

Der imposante Chapman's Baobab galt bis zu seinem Zusammenbruch als der größte und älteste Baum Afrikas.

Berühmte Forschungsreisende wie James Chapman, Thomas Baines, Frederick Selous und David Livingstone schlugen an seinem Fuße des ca. 3.000 Jahre alten Baumes ihr Lager auf. Wir sahen leider nur noch die 2016 umgestürzten Reste, die trotzdem noch ziemlich imposant waren. Ca. 15 km weiter nördlich befindet sich der nach den Gebrüdern Green benannte Green's Baobab, der ebenfalls ziemlich imposant war.

Nach weiteren ca. 30 km durch engsten Busch, mit etlichen Sägeaktionen, an niedrig hängenden Ästen und Büschen und einigen sandigen Passagen, hatten wir endlich die kleine Siedlung Gweta erreicht, die gewissermaßen das Ausgangstor aus der Salzpfanne darstellte.

 

Gweta – Kudu Island – Mmatshumo Village (ca. 150 km)

Wenn wir dachten, dass die erste Durchquerung mühselig und zäh war, dann ahnten wir noch nicht, was uns beim zweiten Abschnitt blühen würde. Nicht nur, dass es viele tiefe Sandpisten durch den engen Busch gab, die uns scheinbar immer weiter weg von der Ideallinie brachten, die Pisten waren offenbar noch seltener befahren, als die erste Route.

Die Wege waren oftmals schon viiieeelll zu eng für normale, wesentlich kleinere 4x4 Fahrzeuge. Nun waren wir sehr oft auch noch zu hoch, so dass wir eigentlich nicht nur seitlich Probleme hatten, sondern nun auch in der Höhe viele mit Dornen versehene Büsche uns das Leben schwer machten.

Es begann nun ein mehrtägiger Sägeeinsatz, der unsere „Reisegeschwindigkeit“ rapide verlangsamte. Wo möglich, versuchten wir im Slalom Stil die Büsche zu umfahren. Oftmals war das leider nicht möglich. Nach den ersten schmerzhaften und blutigen Erfahrungen mit den übelsten Dornengewächsen näherte sich Thomas den Büschen nur noch mit dicken Handschuhen und Schutzbrille! Auch musste man beim Fahren immer ein Auge auf mögliche scharfkantige Äste und Wurzeln im Sand haben. Uns gelang das leider am Nachmittag des ersten Tages nicht! Gerade einmal 22 km an dem Tag geschafft und ziemlich müde schauten wir bereits nach einem möglichen Schlafplatz zwischen den Büschen, als es passierte! Ziiiiiisssssccchhhh!!!

Eine Astspitze hatte die Flanke unseres linken Hinterrades aufgeschlitzt! Nun hatte sich jede weitere Suche nach einem Schlafplatz erledigt und wir blieben an Ort und Stelle im Sand stehen. Da diese Gegend praktisch unbewohnt ist, brauchte man keine Sorge haben „etwas zu blockieren“. Hilfe beim Reifenwechsel hingegen war allerdings auch keine zu erwarten! Thomas konnte also in aller Ruhe „seiner Lieblingsbeschäftigung“, dem Reifenwechsel nachgehen!

Aufgrund fehlender Hilfsmittel, z.B. einer gescheiten Seilwinde, etc. ist jeder Wechsel des ca. 120 kg Reifens eine besondere Kraftaktion – unser persönlicher Supergau!

Zumindest schafften wir es rechtzeitig zum Sonnenuntergang den Reifen zu wechseln. Die weitaus schwierigere Aufgabe – den kaputten Reifen wieder auf der Rückwand des Grimbers zu montieren – musste bis zum nächsten Morgen warten.

 

 

Die Hoffnung, nach etwas schlafen, würde sich unsere Reifenpanne nur als böser Traum entpuppen, wurde beim Blick aus dem Fenster leider nicht erfüllt. Der kaputte Reifen lag noch immer im Sand und wartete auf seine Montage! So begann der zweite Morgen, wie der erste aufhörte.

Mangels helfender Hände, um den Reifen gekippt hoch zu heben, mussten wir uns etwas einfallen lassen. So versuchten wir, ähnlich wie die alten Ägypter bei den Pyramiden, mit Hilfe unserer Sandbleche und Holzklötzen eine Rampe zu bauen! Nach einigen Versuchen und weiteren 2 – 3 Stunden war es endlich geschafft und wir konnten unseren mühsamen Weg durch den dichten Busch fortsetzen.  

 

Zum Glück wurde die Buschlandschaft bald offener und eine weitere große Salzebene erreicht. Auch wenn wir an diesem zweiten Tag wiederum nur ca. 25 km geschafft hatten – entschädigt wurden wir durch unseren schönen Schlafplatz bei einer kleinen Baumgruppe inmitten der Salzpfanne.

 

Kein Tag ohne den Einsatz der Säge! So ging es natürlich auch am dritten Tag unserer Tour zur Kudu Island weiter. Salzpfannen, lösten Grassawannen und wieder einmal enge Buschpassagen ab. Wir schafften einen neuen „persönlichen Streckenrekord“ von 45 km bis wir unser nächstes Tagesziel erreicht hatten. Zur größten Salzpfanne und zur Kudu Island war es aber noch immer ein weiter Weg.

 

Unser Navi zeigte „nur“ noch ca. 29 km bis zu unserem Hauptziel, dem Kudu Island an. Zunächst mussten wir noch einige Schrammen bei der Fahrt durch dichtes Buschwerk mit vielen Dornen in Kauf nehmen. Dann war es endlich geschafft – die größte Salzpfanne, die Ntwetwe Pan, in der unser Ziel lag, war erreicht!

Am Rande der großen Salzpfanne ging es nun zügig voran und die sogenannte Kudu Island war bald erreicht.  

 

Die sogenannte Insel ist natürlich nicht von Wasser, sondern vom Salz umgeben. Die Felsformationen mit seinen großen Baobab Bäumen waren sehr landschaftlich wirklich klasse und die Mühen wert!

 

Insbesondere im Morgenlicht ergaben sich tolle Fotomotive.

Der weitere Weg nach Süden stellte sich als wesentlich einfacher und leichter heraus. Auf der „Buschautobahn“ waren wir dann auch ohne weitere Sägeaktionen schnell wieder in der „Zivilisation“.