Südafrika

Südafrika

23.04.- 09.06.2019

 

 

Richtersfeld Transfontier Nationalpark

 

„Eine Abenteuertour durch die surreale und semiaride Bergwüste des extrem abgeschiedenen Ais/Richterveld Transfrontier Park unternehmen...“ - so stand es in unserem Reiseführer.

Da wollten wir uns nicht lange bitten lassen und es mit unseren eigenen Augen sehen. Unser Weg von Windhoek/Namibia führte (fast) direkt dorthin.

Schon bei der Anfahrt über abgelegene Nebenpisten in Namibia und später in Südafrika am Oranje River entlang, wurden Nerven und Material erheblich strapaziert. Wer sucht, der findet auf beiden Seiten viele Kilometer „feinster“ Wellblech- und ausgewaschener Piste!

 

 

Der Nationalpark Richtersveld ist ausschließlich für 4x4 Fahrzeuge zugänglich. Infrastruktur ist kaum vorhanden. Immerhin gab es am Sendlingsdrift Gate eine Tankstelle, einen kleinen Laden und auch einen Müllentsorgungsplatz. Wildcampen ist im Park nicht erlaubt und auf den offiziellen Campingplätzen gibt es nur einfachste Sanitäranlagen ohne Licht, etc.. Hierher kommt sowieso nicht der Luxustourist, sondern eher der autarke Naturliebhaber, was uns natürlich ganz recht war.

Im Park fühlte sich, dank der Wellblechpiste, fahren eher wie hüpfen an. ;-)

Dabei bestaunten wir die karge Umgebung, die teilweise wie eine Mondlandschaft aussah. Was für ein lebensfeindliches Gebiet!

 

Die Piste führte uns holprig durch die surreale Bergwüste, direkt über den Akkedis Pass. Wir wurden ordentlich durchgeschüttelt. Dabei qualmte unser Truck so schwarz wie eine uralte Diesellok, aber er brachte uns im Kriechgang (!) über den Pass. Unser erstes Tagesziel war der schön am Fluss gelegene De Hoop Campingplatz. Nach einem langen heißen und staubigen Fahrtag kam uns eine Abkühlung im angenehm kühlen Fluss gerade recht! Auch die kleinen Fische freuten sich scheinbar sehr über unseren Besuch im Wasser, so knapperten sie doch mit großer Leidenschaft an unseren Füßen. Auch eine Art überflüssige Hornhaut entfernen zu lassen...

 

Einen Wecker, um geweckt zu werden, brauchten wir nicht – das übernahm schon eine Horde wilder und aggressiver Paviane! Bei dem Lärm hatten die offenbar etwas „auszudiskutieren“!

 Nachdem die Lage sich beruhigt hatte fuhren wir bis zum Kokerboomkloof Campsite. Dort gab es zwar keinen Fluss, aber dafür viele große Granitfelsen, die überall „herumlagen“. „Garniert“ wurde das ganze mit den vielen bizarren Köcherbäumen. Dank dem typischen „unübertrefflichen“ Parkmanagement hatten wir bei diesen, „bereits seit langer Zeit total ausgebuchten“ Platz (Standardspruch!) bei Temperaturen von über 40° C, komplett für uns allein! ;-)

 

 

 

Wer hat die Stromleitung geklaut???

 

Aufgrund Probleme mit unseren Bremsen verbrachten notgedrungen längere Zeit auf einem Campingplatz etwas außerhalb von Kapstadt. Etwas Infrastruktur in Form einer heißen Dusche, Internet, Strom... ist nach einigen Wochen im Busch immer wieder eine tolle Sache. Das ein schnell wachsendes Township in der Nähe war, machte uns „aus sicherer Entfernung“ nicht so viel aus und wir maßen diesem anfangs auch keine übermäßige Bedeutung zu. Das dort scheinbar 24 Stunden lautstarke Party war, tagsüber fleißig an den Wellblechhütten gewerkelt wurde... und na ja, nachts fielen halt ein paar Schüsse.

Dem Slumviertel konnte man tagsüber beim Wachsen zusehen, so kam es mit großen Schritten dem Campingplatz immer näher.

Was soll's ( so dachten wir), wir hatten ja unseren Elektrozaun und ein paar der obligatorischen Wachhunde auf dem Gelände.

Jedoch fiel bereits in der ersten Nacht der Strom aus. Auch am nächsten Morgen gab es noch immer keinen Strom. Kein Strom bedeutete auch, kein Internet, keine heiße Dusche, kein Wasser...

Gegen Mittag erkundigten wir uns vorsichtig bei dem Campingplatzbetreiber, was das Problem für den Stromausfall sei, denn die „Nachbarn“ hatten offenbar auch tagsüber Licht („Geschenk“ vom Staat! - der Sicherheit wegen??).

Die Erklärung war so simpel, wie auch typisch! Die neu zugezogenen „Anrainer“ des Townships hatten offenbar ein „neues Geschäftsmodell“ für sich entdeckt. Das Stromkabel, das uns versorgte (und einige weiße Farmer) verlief ganz in der Nähe über eine nur schwer einsehbare Stelle. Dort sägten sie im Schutze der Dunkelheit einfach die Holzmasten um. Beim Umstürzen des Strommastes riss, mit etwas Glück, das Stromkabel gleich mit ab. Diese wurden dann schnell in ein Auto gepackt und „ab durch die Mitte“. Die mit Kunststoff ummantelten Kupferkabel wurde dann in ein Feuer geworfen, bis nur das reine Kupfer übrig blieb.

Dieser Diebstahl wurde regelmäßig wiederholt!!!

Für alle Anwohner, die Strom von dieser Stromleitung bezogen, bedeutete das jedes Mal ca. 18 Stunden keinen Strom zu haben. Während unseren Aufenthaltes wurde die Stromleitung tatsächlich 2x pro Woche geklaut!!!

Anmerkung: Kurz vor unserer Abfahrt haben sie eine Truppe auf frischer Tat ertappt...

 

Bilder vom Township selbst haben wir keine …..die Leute wären uns wohl nicht so wohlgesonnen gewesen …. ;-)

 

 

 

Zu Besuch auf einer südafrikanischen Farm

 

Auf dem Weg nach Botswana und zum Kgalagadi Transfrontier NP entschieden wir uns nördlich der Kleinstadt Kuruman möglichst geteerte Straßen zu meiden und auf Pisten zu fahren. Das gelang uns anfangs nur teilweise, da die Informationen unseres Straßenatlas offenbar schon überholt war. Statt einsamer Pisten erwartete uns zu unserer großen Überraschung eine relativ neu geteerte Straße und viele, viele einfache(ste) Hütten am Straßenrand. Das zog sich bis zu dem kleinen Weiler Padtow hin.

Dann hatten wir es geschafft! Der Teer verschwand, die Dörfer nahmen ab und es wurde endlich ruhiger. Wir wollten einen gemütlichen kurzen Fahrtag machen und freuten uns bereits auf einen frühzeitigen Feierabend. Doch es ergab sich keine Möglichkeit sich im Busch zu verstecken, da alles eingezäunt war. Daran sollte sich leider auch nichts ändern. Mittlerweile waren wir uns bezüglich der Sicherheit in dieser Gegend auch nicht mehr so sicher, denn jede Farm wurde scheinbar von einem Elektrozaun geschützt. Zusätzlich wurden viele per Videokamera überwacht und auf Schildern war zu lesen, dass bei unerlaubten Betreten des Grundstücks geschossen würde.

Wir waren bezüglich eines sicheren Platz für die Nacht etwas ratlos, da laut unseren Reiseführern der nächste bekannte Campingplatz frühestens in der min. 90 km entfernten kleinen Siedlung Van Zylsrus gewesen wäre.

Aber wie so oft, es kommt anders, als man denkt. Kaum hatten wir unsere „Sorgenfalten auf die Stirn aufgetragen“, da wurden wir auf der engen, sandigen Piste von einem alten, ziemlich coolen grünen Geländewagen überholt. Statt weiter zufahren, stoppte er vor uns und die Insassen, das Farmerehepaar Stefanie und Hendrik, erkundigten sich wohin wir in dieser einsamen Gegend wollten. Kaum hatten wir uns vorgestellt und ihnen unsere Suche nach einem Campingplatz erklärt, erfolgte die spontane Einladung auf ihrer Farm zu campen! Auf der riesigen Farm kam die nächste Überraschung, denn das riesige Gelände hatte nicht nur einen für uns unüberschaubaren großen landwirtschaftlich genutzten Teil mit Kühen, etc., sondern auch praktischerweise einen „kleinen“ separaten Teil, in dem viele wilde Tiere lebten. War das „Tiergehege“ alleine ca. 5 x 5 km groß ? - wir haben es nicht herausfinden können. Die sogenannten Big 5 fehlten zwar, aber alle möglichen Antilopen wie Springbock, Eland, Oryx, Kudus, usw. und auch Zebras waren dort unterwegs.

Auch gab es eine eigene private Campsite mit Toilette, Dusche, Braaiplatz, etc. in einer tollen Landschaft und mit unglaublichem Ausblick auf ein trockenes Flusstal. Wow!!! Besser hätten wir es nicht treffen können! Wir kamen uns vor wie im „Klein-Krüger“!

 

Die beiden hatten gerade Familienbesuch, der schon auf die Rückkehr der beiden wartete. Aufgrund der langanhaltenden Trockenheit bestand die Gefahr, dass die Pflanzen in den nächsten Monaten nicht für alle Tiere reichen würden und daher mussten einige Tiere geschossen werden. Für den heutigen Nachmittag war geplant ein großes Eland zu jagen. Auch wir wurden gefragt, ob wir Lust hätten mitzukommen. Da wir noch nie vorher bei einer Jagd dabei gewesen waren, ließen wir uns, wenn auch mit gemischten Gefühlen, auf dieses Abenteuer ein. In Deutschland hat das Thema „Jagd“ ja einen ganz anderen Stellenwert und Ruf als in z.B. Südafrika. Da kommt man aus seiner Haut vermutlich nicht ganz heraus.

Trotzdem neugierig geworden stiegen wir auf die Pritsche von dem alten klapprigen Geländewagen, der vermutlich schon unzählige Fahrten durch den Busch auf dem Buckel hatte. Dort hatten es sich schon einige Familienmitglieder „bequem“ gemacht. James, das Familienoberhaupt, den man auch in jeden Film als alten Haudegen und Trapper mitspielen lassen hätte können, war der auserkorene Schütze.

Das Aufspüren der Elandherde war ziemlich spannend! Und es sollte nicht nur ein x-beliebiges Eland sein, sondern man hatte ein ganz bestimmtes Tier im Auge! Elands sind die größten Kuhantilopen mit einem Gewicht bis zu 750 kg! Wenn man aber nun denkt, diese großen Tiere hätten die gleiche Trägheit wie eine normale Kuh, dann wurden wir bald eines besseren belehrt. Nicht nur, dass sie sich rasch im Busch aus dem Staube machen können, angeblich springen sie bei Bedarf locker auch über 2 m hohe Zäune!

Das Mitfahren auf der Pritsche bei der hohen Geschwindigkeit quer durch den Busch war ziemlich abenteuerlich! Ganze Büsche wurden einfach umgefahren, versteckte „Schlaglöcher“ von Warzenschweine u.ä eher „ignoriert“ und auch bei der Verfolgung die Abhänge hinab in das Flussbett, war man nicht nur gut beraten den Kopf einziehen wegen der vielen fiesen Dornbüsche, sondern auch sich sehr gut festhalten.

Nach einiger Zeit und erfolglosen Anpirschversuchen waren wir uns schon fast sicher, dass heute kein Tier zu Schaden kommen würde. Die Tiere waren ziemlich aufmerksam und immer schnell hinter einem Busch verschwunden. Ein Schuss wurde lange Zeit nicht abgegeben. Uns störte dies eher nicht, da unser Highlight das „Mitfahren auf der Pritsche“ war und wir insgeheim dem Eland wohl doch die Daumen gedrückt hatten!

Doch dann kamen wir den Wildtieren noch einmal sehr nahe - zu nahe!

Peeennnngggg, ein Schuss wurde abgegeben.

Das Eland lief noch einige Meter weiter, bevor es zusammenbrach und praktisch auf der Stelle sofort tot war. Wenn man selber kein Jäger ist und sein Fleisch bislang nur im Supermarkt gekauft hat, dann ist das darauffolgende Prozedere des Ausnehmen, etc. für einen Deutschen doch eher „ungewöhnlich“. Natürlich wissen wir auch, woher das Fleisch im Supermarkt stammt. Doch wenn man direkt dabei ist, ist es noch einmal etwas ganz anderes.

 

Die Nacht verbrachten wir an einer von uns frei gewählten Stelle mitten im Busch unseres „eigenen Tierparks“. Wir hatten schon schlechtere Plätze!! ;-)          

 

Als wir am nächsten Morgen zurück zum Farmhaus fuhren, wurden wir bereits erwartet. Frühstück mit der ganzen Familie stand an. Für uns ist es immer wieder unfassbar, wie gastfreundlich die Südafrikaner sind!  

 

So ordentlich abgefüttert, stand am Nachmittag „Farming“ an. D.h. der Farmer macht seine Kontrollfahrt über das Farmgelände und kontrolliert die Zäune, Wasserstellen und hält auch Ausschau nach ungewöhnlichen Vorkommnissen. Das kann schon mal eine frische Fährte eines Leoparden sein, oder – eher wahrscheinlich – das jemand versucht Vieh zu stehlen.  

 

Nach diesem „anstrengenden Tag auf einem Bauernhof“ verbrachten wir noch eine Nacht in unserem „Buschcamp“ zwischen Zebras und Antilopen, bevor es für uns hieß Abschied zu nehmen von Stefanie und Hendrik.

 

Unsere Reise sollte von dort über die Grenze nach Botswana in den Kgalagadi Transfrontier Nationalpark gehen.

 

Vielen lieben Dank an Stefanie und Hendrik für die großartige Gastfreundschaft und die Einblicke in das Alltagsleben eines Farmers!