Zimbabwe - Ein Land am Abgrund

Zimbabwe – Ein Land am Abgrund

 

Unseren Aufenthalt in Zimbabwe wollten wir, da die Regenzeit in wenigen Wochen die Ostafrikanische Küste erreicht, zweiteilen. D.h. im ersten Schritt wollten wir uns mehr auf den Westen und Süden konzentrieren und danach weiter an die, hoffentlich noch sonnigen, Strände von Mozambik zu fahren.

Die Einreise über den Grenzort Kasangunga in Botswana war sehr einfach. Nachdem wir die je U$ 30 für das Visa und die obligatorischen U$ 50 für die Roadtax gezahlt hatten, wurden wir auch recht zügig durch gewunken.

 

Auf einer kleinen Nebenstraße wurden wir auch gleich wieder von einer Elefantenherde überrascht. Aber an diesem Tage hatten wir keine soooo große Lust und Zeit auf die Dickhäuter, denn wir wollten noch weiter zu den Victoria Falls, die nur ca. 80 km weiter entfernt lagen.

 

Bekannterweise liegt Zimbabwe durch die „clevere“ Politik seiner „demokratischen Herrscher“ ziemlich am Boden. Mit der alten Währung wäre man praktisch sofort Billionär. Lebensmittel in den Supermärkten kosten ein vielfaches mehr als in Europa!

Da die ehemalige „Kornkammer Afrikas“ nun aber so richtig klassisch den Bach runter gegangen ist, seit die weißen Farmer enteignet und des Landes vertrieben worden sind, ist der U$ die Währung geworden, der alle hinterherjagen. Aber mangels Devisen sind Diesel und Benzin an den Tankstellen eher Glücksache und es bilden sich sofort kilometerlange Schlangen, wenn das heiß begehrte Gut verfügbar ist. Wir hatten zum Glück alle drei Tanks in Botswana bis zum Rand vollgemacht und auch reichlich im letzten Supermarkt vor der Grenze eingekauft. Insofern sahen wir unseren Aufenthalt in Zimbabwe eher gelassen entgegen.

 

Die neue - international nicht anerkannte und völlig wertlose - Währung ist der Bond. Theoretisch ist alles in dieser Pseudo Währung zu zahlen. Da der offizielle Kurs 1:1 zum U$ ist, kann man sich das (offizielle) Tauschen auch gleich sparen. Allerdings ist so alles ziemlich teuer. Wesentlich günstiger wird es natürlich, wenn man die Möglichkeit nutzt und auf dem Schwarzmarkt seine U$ Dollar tauscht. Die großen Touristenattraktionen wie z.B. Vic Falls und Great Zimbabwe sind ohnehin in U$ oder € zu bezahlen.

 

In Vic Falls, DER absoluten Tourihochburg von Zimbabwe war von all dem Dilemma ohnehin (noch) gar nichts zu sehen. Viele Touristen kommen mit ihrem Mietwagen für in der Regel zwei Tage von Botswana zu den Wasserfällen rüber, um danach direkt wieder zurück zu fahren oder sie buchen gleich eine Tagestour in Kasane und haben am selben Abend das Land schon wieder verlassen.

Das ist natürlich sehr schade für Land und Leute, aber auch für den Besucher selbst, denn Zimbabwe hat eigentlich alles im Überfluss zu bieten, was das südliche Afrika ausmacht.

 

Die Victoriafälle

Die Vic Falls hatten zum Zeitpunkt unseres Besuches im Oktober eher „Niedrigwasser“, d.h. wohl „nur“ 20% der normalen Wassermenge. Zu den Höchstzeiten im Frühjahr ist der Kamm über 1,6 km lang, an dem das Wasser in die Tiefe stürzt. So war bei uns die eine Hälfte fast völlig trocken, hatte aber den Vorteil, dass man auch mal etwas von dem Canyon sah und nicht komplett von der Gicht durchnässt wurde. Im Frühjahr sieht man wohl den eigentlichen Wasserfall gar nicht, so intensiv ist die Gicht! So sahen wir direkt auf der Sambia Seite auch einen Elefanten fast direkt an der Bruchkante.  

 

Fahrt am Sambezi

Nach dem Besuch der Vic Falls ging es weiter für uns in das Hinterland – in das „wirkliche“ Zimbabwe. Dazu folgten wir dem Sambezi auf einer Piste und hatte einige spektakuläre Ausblicke in den Canyon hinein.

 

Der Hwange Nationalpark – ein unbekanntes Juwel

Namibia hat den Etosha NP, Südafrika den Krüger NP, Kenia die Masai Mara, Tansania die Serengeti....und Zimbabwe? Den Hwange Nationalpark! Schon einmal davon gehört? Wir noch nie! Er soll aber einer der wichtigsten sein und zu früheren Zeiten den Vergleich mit den oben genannten nicht zu scheuen gebraucht zu haben. Die kriegerischen Auseinandersetzungen und das politische Chaos der letzten Jahrzehnte hatte natürlich seine negativen Auswirkungen auf die Tierwelt gehabt. Mittlerweile gibt es aber große Bestrebungen, alles wieder aufzubauen und für Touristen zugänglich zu machen. Da, wie in allen Bereichen des Lebens, auch hier das nötige Geld für größere Investitionen fehlt, geht alles nur sehr langsam voran. Ebenso erholt sich offenbar auch die Tierwelt wieder. Wir nutzten die Chance, um uns einen eigenen Eindruck zu verschaffen und wurden nicht enttäuscht. Wir sahen an den Wasserlöchern von fast allen wichtigen Tierarten einige Vertreter.  

 

Der Grimber erhält einen neuen (teuren) Dieselfilter

Unser nächstes großes Ziel waren die historischen Ruinen von Great Zimbabwe in der Nähe der Provinzstadt Masvingo. Auf dem Weg dorthin machte unser Fahrzeug Zicken und wollte bei überhöhter Temperatur nicht mehr so richtig über die zahlreichen Hügel. Einer unserer Verdachtsmomente ging Richtung verstopftem Dieselfilter. Zum Glück waren wir nicht mehr weit von unserem Ziel entfernt und wir fanden in Masvingo auch eine kleine Werkstatt. Der Besitzer Mark. bestätigte rasch unsere Vermutung. Es hatte sich ziemlich viel Dreck im Diesel mit der Zeit angesammelt. Der Dieselfilter musste ersetzt werden. Aufgrund der Devisenknappheit sind leider auch alle anderen Artikel, die eingeführt werden müssen, ziemlich rar und recht teuer. So klapperte Mark mit Thomas die halbe Stadt ab, bis sie einen passenden Dieselfilter gefunden hatten. Für „günstige“ U$ 30 war es unser! Nach kurzer Zeit war dieser eingebaut und dem Überreichen einiger weiterer U$ als Arbeitslohn waren wir wieder voll fahrbereit. Auch wenn das Land wirtschaftlich irgendwo nahe am Abgrund steht, durften wir zu unserer Überraschung feststellen, dass die Menschen trotzdem ziemlich kompetent auf technischem Gebiet waren. Diese Erfahrung hatten wir bislang nur in wenigen afrikanischen Ländern gemacht.

 

Die Ruinen von Great Zimbabwe

Südlich der Sahara gibt es kaum Zeugnisse von Hochkulturen. Die größte und bedeutendste sind wahrscheinlich die Überreste der steinernden Anlage von Great Zimbabwe. Im zentralen Hochland und günstig an bestehenden Handelsrouten gelegen, entwickelte sich ab dem 11. Jahrhundert, von den aus dem Norden eingewanderten Volksgruppen der Shona und Kalanga, eine mächtige Hochkultur. Die gewaltige Anlage war vermutlich Sitz des Königs, der Oberschicht und religiöse Zentrum zugleich, in der zu Spitzenzeiten bis zu 17.000 Menschen gelebt haben sollen. Damit war dieser Ort seinerzeit die größte Stadt der Subsahara.

 

Da sie auch Namensgeber des Staates Zimbabwe ist, wollten wir die Gelegenheit nutzen uns diese Stätte näher anzuschauen.  

 

Besuch des Wasserfalls Tessa's Pool im westlichen Hochland des Chimamanimani NP

Auf unserem weiteren Weg nach Osten und Mozambique wollten wir noch ins grüne Hochland. Dort liegt der Chimamanimani Nationalpark, welcher uns mit einem feucht – kühlen Wetter begrüßte. Es erinnerte uns mit seinem Nebel und Nieselregen eher an ein deutsches Mittelgebirge im deutschen Herbst. War das noch Afrika? Wir froren fast ein wenig!

Nach einem kurzen Blick auf die verstreut liegenden herunter gekommenen Farmen wurde sehr schnell deutlich, dass hier ebenfalls viele weiße Farmer enteignet wurden. Traurig, aber wahr! Sobald offenbar (weiße) florierende Farmen, durch Enteignung, etc. auf neue (schwarze) Besitzer übergegangen sind, geht es rasch bergab. Man sieht häufig nur noch verfallende Ruinen und brachliegende Felder. Meist wohnen die neuen Besitzer nur noch in Wellblechhütten neben den eingestürzten ehemaligen Wirtschaftsgebäuden und bewirtschaften kleinere Gemüsebeete für den eigenen Bedarf. Als Viehzeug halten sie sich meist einige genügsame Ziegen, die sich selbst ernähren können. Das sollte uns auch später immer wieder in Südafrika begegnen.

 

Besuch des Wasserfalls „Tessa's Pool“

 Der Wasserfall liegt sehr schön gelegen mitten in der Natur am Rande des Nationalparks.  

 

Die letzten Meter nach Mozambik

Je näher man der Grenze kommt, desto schlechter wurden die Straßen. Der Asphalt wich rotbraunen Lateritboden, der so typisch für die Tropen sind. Die letzten km waren fast wie im tropischen Regenwald. Erinnerungen an Sierra Leone wurden wach.

 

Der Grenzübertritt nach Mozambik war überraschend problemlos.

 

Ein kleiner Nachtrag:

Während unseres Aufenthaltes im Oktober war es im Lande selbst recht ruhig, abgesehen von dem permanenten Notstand an Fremdwährungen und Benzin. Wenige Wochen später, nachdem wir das Land schon verlassen hatten, hatte sich die Situation offenbar dramatisch verschärft. Die Regierung hatte offenbar u.a. die ohnehin teuren Benzinpreise drastisch erhöht. Sie sind wohl nun die teuersten der Welt. Als Folge gab es vielerorts schwerste Ausschreitungen mit vielen Toten. Ein Ende ist offenbar nicht absehbar.

 

Ob wir unseren geplanten zweiten Besuch in Zimbabwe durchführen können, steht durch die derzeitige Entwicklung in den Sternen..... aber bis dahin kann ja noch viel passieren. In Afrika weiß man nie so recht, was einen am nächsten Tag erwartet.