Namibia Teil 2
01.09.- 01.10.2018
Nach unserem wohlverdienten Sommerbreak ging es pünktlich zum europäischen Herbstanfang zurück nach Windhoek. Kurz nach der Ankunft im Transkalahari Inn gab es eine böse Überraschung.
Die Starterbatterien von unserem Truck waren leer oder kaputt. Dank zweier Fremdbatterien konnten wir wenigstens den Grimber aus der Garage heraus holen. So blieben wir zwangsweise auf dem Campingplatz der Trans Kalahari Inn bis zum kommenden Montag, da ab Samstag Nachmittag auch hier alle Geschäfte und Werkstätten geschlossen haben. Nicht so schlimm, da wir an einem recht angenehmen Ort standen.
Montag Vormittag brachte uns Dieter, der Besitzer der MAST Werkstatt, mit dem wir ohnehin einen Termin hatten, zwei neue Batterien vorbei. Toller Service! So kamen wir mit einigen Stunden „Verspätung“ doch noch zu unserem Werkstattermin, denn wir hatten seitdem unserem letzten Aufenthalt noch einige ungelöste technische Probleme, die es zu beseitigen gab:
Die Bremse funktionierte in den vergangenen Monaten nicht mehr richtig, die Handbremse pfiff aus dem letzten Loch, usw.
Mögliche Ersatzteile hatten wir in Deutschland nicht bekommen können. Nun musste improvisiert werden.
Bald war herausgefunden, dass unsere zwei Hauptbremszylinder ziemlich „durch den Wind waren“. Einer war in so einem schlechten Zustand, dass er wohl die letzten 20 Jahre nicht mehr funktioniert hatte und beim zweiten war die Dichtungs - Gummimanschette kaum mehr vorhanden. Es war also allerhöchste Zeit!
Nach einem halben Tag Aufarbeitung in einer Fremdfirma war das Problem gelöst! Juhu!
In der Zwischenzeit brachten wir den im „Winterschlaf“ eingestaubten Grimber etwas auf Vordermann. Claudia putzte innen und versuchte die Schalousien irgendwie zum Funktionieren zu bringen, Thomas reparierte draußen einige Dinge und trug Farbe auf das Dach als Regenschutz auf. Am zweiten Tag wurde noch ein neuer Griff für die Handbremse eingebaut. So hatten wir (hoffentlich) erst einmal die größten Probleme behoben für die nächste Zeit und unsere Abenteuerreise konnte nun wirklich beginnen.
Nach Norden durch das Xhomas Hochland
Von Namibia hatten wir bis auf den Norden bereits das Meiste gesehen und daher ging unsere Fahrt gleich in den Nordwesten über das Xhomas Hochland. Was vor 4 Monaten in der Regenzeit noch absolut grün war, präsentierte sich uns nun schon ziemlich vertrocknet. Die Nebenwege waren sehr einsam und boten viele einsame Übernachtungsplätze. Nachts wurde es auf einer Höhe von ca. 1.300 m noch ziemlich frisch mit Temperaturen im einstelligen Bereich. Tagsüber war es, trotz des frischen Windes, schon ziemlich warm. Unser Weg führte uns zu den Naturdenkmälern von Twyfelfontain mit seinen Felsenzeichnungen und dem „Perified Forest“. Dort gab es Versteinerungen von urzeitlichen Bäumen aus dem Zeitalter des Perms. Vor ca. 250 Mio. Jahren war Namibia ein Teil des Urkontinents Gondwanas und lag irgendwo in der Nähe des heutigen Südpols. Die Vorläufer der heutigen Farne wurden bis zu 45 m hoch. Ähnliche Pflanzen sind Ursprung der Steinkohle im Ruhrgebiet.
Der Weg dahin war geprägt von einer savannenhafter Landschaft, gespickt mit Granithügeln und mit tollem Blick auf die südlich gelegenen Brandberge. Hier kam auch unser neues Spielzeug, eine Drohne, zum Einsatz!
Wüstenelefanten im Huab River Tal
Im malerisch zerklüfteten Tal des Huab Rivers fanden wir einen tollen Platz für die Nacht. Hier trafen wir wieder eine Herde Wüstenelefanten. Spuren von Pavianen, Antilopen und auch Leoparden gab es ebenfalls zur Genüge. Weil wir wohl „ungünstig“ unseren Schlafplatz unter einem recht großen Baum gewählt hatten, bekamen wir – allerdings zu spät für einen „gemeinsamen Sundowner“ und Dinner – zur besten Tagesschau Zeit Besuch von einem Elefanten. Der machte sich ca. 2 Meter von uns entfernt ziemlich ungeniert über eine Baumrinde her. Als wir den „Überraschungsgast“ mit der Taschenlampe in der Dunkelheit anleuchteten, suchte er aber sehr rasch das Weite. Am nächsten Tage stellten wir fest, dass die Elefanten unsere unmittelbare Umgebung als ihr Revier auserkoren hatten. Glück für uns, denn so bekamen wir tolle Fotos aus nächster Nähe.
Das Kaokoveld und „Himbaland“
Das abgelegende Kaokoveld in eine der entlegensten Regionen in Namibia mit wilden Flusstälern, bizarren Bergen und großer Einsamkeit. Wer hier her fährt muss wegen dem Fehlen irgendeiner Infrastruktur komplett autark sein, Das gesamte Kaokoveld erstreckt sich im Norden bis an den Grenzfluss Kunene zu Angola und im Süden bis an den Hoanib River. Das Kaokoveld ist auch bekannt geworden wegen der hier lebenden Himba. Angeblich hatte der Stamm bis zu den 80igern des vergangenen Jahrhunderts kaum Kontakt mit der Außenwelt.
In der Canyonlandschaft des Hoisab Rivers (wo wir schon einmal im April waren) bekamen wir wieder Elefanten und dieses Mal auch Giraffen und Sträuße zu sehen. So versuchte ein junger Elefantenbulle offenbar mit unserem „Grimmi“ Grimber Freundschaft zu schließen - oder wollte er anbändeln ??? Fast eine halbe Stunde versuchte er eine Reaktion von dem Fahrzeug zubekommen. Ohne Erfolg! Wir hatten uns natürlich ganz ruhig verhalten! Dann war er wohl gelangweilt und zog (zum Glück) von dannen...
Unsere weiteren Fahrten in das Karakaoveld brachten uns immer weiter in die trockensten Ecken von Namibia. In den Karten eingezeichnete „Orte“ waren häufig gar nicht existent oder entpuppten sich als kleine Ansammlung von primitivsten Hütten. Eine Versorgung mit Diesel und Lebensmitteln war hier weiter weg, als das 19.ste Jahrhundert für uns in Europa und nicht mehr möglich. Nach vielen Kilometern über wüstenhafte Plateaus und Ebenen war die Natur aber immer wieder für eine „grüne“ Überraschung gut. Bei der Durchquerung der Schlucht des Hoarusib Rivers stiesßen wir plötzlich auf einen kleinen fließenden Bach! Wenige Meter von der Wüste gab es hier ein grüne Oase, wo wir wieder Elefanten, Giraffen, Antilopen, Paviane und auch viele Vögel entdeckten. Der Weiler Puros lag mitten in der trockensten Einöde. Hier eine simple Hütte, dort eine noch erbärmlichere Hütte. Der einzige „Laden“ mit dem witzigen Namen „Manchester United Trading Shop“, war eine Wellblechhütte, wo es so typischerweise eigentlich nur Alkohol gab. Damit hat man hier in dieser Gegend offenbar ohnehin ein Problem.
Für uns ging es noch weiter nordwestlich ins Nirgendwo. Trockene Flussbetten wechselten sich mit staubigen Ebenen, Landschaften mit bizarren Granitfelsen und dann plötzlich Ebenen bedeckt gelbem Gras, die vielen Tieren, wie z.B. Springböcke, Oryx Antilopen oder auch Sträußen eine Heimat boten. Menschen hatten wir schon lange keine mehr getroffen.Wir waren ziemlich allein mit dem Grimber und arbeiteten uns auf den nicht gerade Reifen schonenden schlechten Pisten weiter vor. Große ausgetrocknete Flussbetten wurden manchmal zu einer fast unüberwindbaren Hindernis, da die Ein- oder Ausfahrt zu steil und sandig für uns waren. So suchten wir gelegentlich einige Kilometer im sandigen Flußbett nach geeigneten und nicht ganz so unüberwindbaren Stellen, um irgendwie „rüber“ zu kommen.
Im „Himbaland“ forderten uns einige ganz üble steile felsige Passagen alles ab. Für normale 4x4 Geländefahrzeuge schon harte Nüsse, waren wir mit unserem 7,5 Tonner hart an der Grenze des Machbaren. Mit viel Steinschlepperei, um die schlimmsten Passagen einigermaßen fahrbar zu machen, konnten wir mit viel (Angst)Schweiß und Geduld auch diese kleinen Abenteuer bewältigen.
Unsere Tour führte uns auch quer durch das Himbaland, die wir, je weiter nördlich wir kamen, immer öfters trafen. Dort führte uns unser Weg bis ins weit entlegene Marienflusstal, deren lange Schlucht am Grenzfluss Cunene zu Angola endet. Eine tolle Szenerie boten die Stromschnellen des zu jeder Jahreszeit wasserführende Flusses. Hier am „Ende der Welt“ wussten wir in jenem Moment, das sich diese lange und strapaziöse Fahrt gelohnt hatte. Auch wenn das weite Kaokoveld weitestgehend menschenleer ist, so ist es doch auch „Himbaland“. Insbesondere im Norden, als auch an den (meist ausgetrockneten) Flussläufen, begegnet man ihren einfachen Hütten und den Viehherden.
Eine kuriose Begegnung hatten wir mit einem Mann, der mit einem alten T-Shirt von Borussia Dortmund bekleidet war. Da eine sprachliche Verständigung mangels Himba-Kenntnisse unserseits, mangels anderer Sprachen seinerseits nicht möglich war, versuchten wir „den üblichen Kalauer“ über das Trikot. Zu unser Verblüffung konnte er mit dem BVB überhaupt nichts anfangen (oder war er etwa ein heimlicher FCB Fan???). Auch das Prinzip des Fußballsports war ihm offensichtlich völlig fremd!! Da half auch eine kurze Kostprobe von Thomas mit einem am Boden liegenden Stein nichts. Das hatten wir auch noch nicht erlebt, das jemand Fussball überhaupt nicht kennt! Man kann es natürlich auch anders sehen... nun hatten wir es endgültig geschafft, die „Zivilisation“ hinter uns zu lassen !!
In der ersten größeren Stadt Opuwo, eigentlich ein Außenposten, waren wir wieder zurück in der „normalen“ Welt! Es gab Tankstellen, einen gut sortierten Spar Supermarkt, eine Bank mit ATM... und ein schickes Restaurant, wo wir uns mal etwas gönnten. Nachdem wir wieder Diesel und Lebensmittel bis unters Dach gebunkert hatten, ging es für uns wieder nördlich in die Richtung des Kunene Rivers zu den Epupa Falls.
Besuch im Himbadorf
In den letzten Tagen hatten wir schon diverse Begegnungen mit Angehörigen der Himbas. Meist waren sie (angenehm) zurückhaltend, aber leider funktionierte eine wirkliche Verständigung mangels fehlender Sprachkenntnisse beiderseits nicht wirklich. So machten wir auf halben Wege zu den Epupa Falls Stop bei einen sogenannten historischen Himbadorf. Wir waren uns natürlich bewusst, dass eine solche Veranstaltung höchstwahrscheinlich für die Touris „etwas getuned“ wird, waren aber überrascht über die sehr freundliche und persönliche mehrstündige Darstellung der traditionellen Lebensweise der Himbas. In dem Himba Robert, hatten wir einen Guide, der nicht nur super locker war, sondern auch fließend Englisch sprach.
Auch konnten wir als Touristen mal etwas vernünftiges zurück geben. Da im Gespräch mit einem der Himbamädels herauskam, das eine gerade über Zahnschmerzen klagte, konnte Claudia ihr altes berufliches Wissen mal wieder anwenden. Zum Glück war es nichts ernsthaftes – der Zahn konnte drin bleiben! ;-)
Das war mal eine gelungene Veranstaltung.
Fahrt am Cunene Fluss
In dieser Gegend waren die Pistenverhältnisse wesentlich angenehmer und wir damit schneller. So gelangten wir zügig zu den Epupa Falls am Cunene River. Unterhalb der Fälle konnten wir auch einige Krokodile beobachten, die rasch im Wasser verschwanden. Als wir uns näherten. Mittlerweile gab es auch eine relativ gute Piste entlang des Kunene Rivers, der hier auch die Grenze zu Angola darstellt. So fährt hier auf einem schönen Weg entlang bis zu der Ortschaft Ruacana zu den dortigen Wasserfällen an der angolanischen Grenze. Die Fahrt am Fluss und seiner grünen Vegetation war eine tolle Abwechslung und gab uns einen Vorgeschmack auf den Zambesi und Okawango. So genossen wir nach dem Besuch der Epupa Wasserfälle auf halber Strecke auch eine Übernachtung direkt am Fluss bei der Kunene River Lodge. Man gönnt sich ja sonst nichts!
Etosha Nationalpark
Nächste Station war DAS (tierische) Highight von Namibia! Der Etosha Nationalpark! Wir durchquerten ihn von West nach Ost und liessen uns vier komplette Tage Zeit. Und wir bekamen, was versprochen wurde. Tiere, Tiere, Tiere!
Es war so ziemlich alles dabei, Elefanten, Löwen, Leoparden Rhinos, Zebras, Giraffen, Hyänen, Vogel Strauß, Kuhantilopen, Kudus, Dik-Diks, Hasen, Schakale, Oryx Antilopen... und natürlich gefühlte „Millionen von Springböcken“. Hinter hatten wir den totalen Overflow von all den Tieren...
Schlußpurt zum äußersten Nordosten
In der Stadt Tsumeb hielten wir nach der kompletten Reizüberflutung im Etosha bei dem „Kupferberg Resort“ an, um dort einmal „ordentlich“ zu campen. Was uns dort für ein sehr geringes Entgelt erwartete, darf nicht unerwähnt bleiben. Luxusduschen, ein vorzügliches Restaurant und man mag es gar nicht glauben! Ein 50 Meter olympiafähiges Schwimmbad! Klar, dass wir die Badehaube und Schwimmbrille aus den verstaubten Schubladen heraus holten und ein paar Bahnen die „Kacheln zählten“.
Auf dem Wege in den äußersten Nordosten des Landes, der Stadt Rundu und dem Caprivistreifen bemerkt man nach und nach, dass die Landschaft immer grüner wird. Eine Nacht verbrachten wir noch im Busch des Schwemmgebiet am Okavango, der hier noch ein relativ normalen Fluss ist, bevor es über den Mahingo NP nach Botswana ging.
Somit haben wir in dem wunderschönen Namibia noch einmal einen kompletten Monat verbracht. Insgesamt ca. 11 Wochen. Außer in Marokko waren wir in keinem anderen Land so lange !
Tschüß Namibia – Next station Botswana!
Einen haben wir noch...
Eine Anekdote zur afrikanischen Organisation im Krankenhausbereich.
Die Krankenhäuser in Swakopmund und Walvis Bay haben aufgrund der „guten Organisation“ derzeit kein Essen mehr. D.h. die Patienten, bzw. deren Angehörigen mußten sich ihre Lebensmittel selber mitbringen. Da keine Besserung in Kürze in Sicht war, gab es von Amts wegen Spendenaufrufe an die Bevölkerung. Spaghettis standen wohl ganz oben auf dem Speisewunschzettel...