Angola – Von tropischen Stränden und trockenen Küstenwüsten (23.02 – 18.03.2018)

 

Au revoir à l'Afrique francophone! Bem-vindo ao Angola!

 

Nach den chaotischen Zuständen auf kongolesischer Seite kamen wir in Angola wieder zurück in die „moderne“ Zivilisation.

Der „Zauber des Chaos“ von Westafrika lag nun komplett hinter uns. Selbst die Computer in den Büros der Grenzbehörde funktionierten hier! Schnell war die Einreiseprozedur erledigt.

Mit dem TIP (Temporary Import Permit) gab es kurz ein Problem. In Angola war unser Carnet de Passage (Zolldokument für den Truck) nicht gültig, daher mussten wir das gebührenpflichte TIP an der Grenze kaufen. Wir hatten dieses bereits in der Enklave Cabina erworben. Dort wurde uns gesagt, wir könnten damit, ohne nochmals extra zu bezahlen, auch in Angola einreisen. Dummerweise sahen das die Angestellten hier an der Grenze ganz anders, denn wir sollten noch einmal bezahlen. Nach einer längeren Diskussion, wurde dann aber doch unser bereits vorhandenes TIP gestempelt.

 

Angola wurde, wie alle anderen ehemaligen portugiesischen Kolonien, nach der sogenannten Nelkenrevolution 1974 ziemlich kurzfristig in die Unabhängigkeit entlassen. Daraufhin kam es zu einem fast 30 Jahre dauernden Bürgerkrieg. Auf der einen Seite stand die bis heute regierende MPLA (mit freundlicher Unterstützung von Kuba, des ANC's, der SWAPO, der ehemaligen DDR und Sowjetunion) und auf der Gegenseite die UNITA (unterstützt von dem alten Apartheidregime in Südafrika, Zaire, den USA und der VR China). Wahrhaft sehr seltsame Konstellationen, die sich da zusammengefunden hatten. Natürlich ging es mal wieder auf allen Ebenen neben Macht, Einfluss, den Ideologien auch um Selbstbereicherung auf Kosten anderer. Angola hat insbesondere bei Rohstoffen eine Menge zu bieten. Erwähnt seinen hier stellvertretend Öl und Diamanten.

Nachdem dem Tode des UNITA Führers Jonas Savimbi und dem darauffolgenden Sieg der MPLA konnte in Angola endlich Frieden einkehren und die Erlöse aus den Bodenschätzen kommen scheinbar zu mindestens teilweise den Menschen zu Gute. Das der ehemalige Präsident Dos Santos, seinerzeit MPLA Parteivorsitzender, und seine Familie zu einer der reichsten Familien auf dem afrikanischen Kontinent mutierten, ist da sicherlich nur eine "zufällige" Randerscheinung.

Auch kommt scheinbar etwas von dem Geld, welches nicht in dunkle Kanäle fließt, den Verkehrswegen zu gute, denn mit wenigen Ausnahmen wurden nun die Straßen wesentlich besser.

 

Unsere Strandetappen

Von der Grenze fuhren wir über die Provinzhauptstadt M'banza-Kongo, auf der nun hervorragenden Straße, weiter in Richtung N`Zeto an der Atlantikküste. Bei N´Zeto bogen wir zu einem einsamen Strand ab. Hier war es einfach nur herrlich! Meer, Sandstrand und Wiese! Wir waren komplett alleine an diesem tollen Platz.

Unsere nächste Etappe auf unserer Tour nach Süden war der kleine Fischerort Ambriz. Dieser Platz wirkte auf Thomas wie ein Ort im sozialistischen Kuba. Claudia dachte eher an eine Stadt kurz nach oder sogar noch im Krieg.......was je nach Sichtweise auf das Gleiche raus kommt ??

Ins Dorf führte nur eine schlechte Sandpiste und es gab nur kleine ziemlich herunter gekommene Steinhütten. Immerhin fanden wir einen Kiosk der Kekse und Eier verkaufte und auch eine Art Bäckerei mit frischen Brötchen. Wie auf Kuba wurde dieses Grundnahrungsmittel als simple Massenware in große Tröge gekippt und zu äußerst günstigen Preisen an die wartende Menschenmenge verkauft. Luxus gab es nicht, die Grundversorgung war aber sichergestellt.

 

Mit dem Nötigsten versorgt, ging es nun auf einer Piste ca. 10 km weiter zu einem weiteren idyllischen einsamen Sandstrand. So schön der Strand aber auch war, so stießen wir wieder einmal auf ein Grundübel der Zivilisation. Aufgrund der nördlich gerichteten Benguela Meeresströmung wird hier offenbar der gesamte Müll der Region Luanda angeschwemmt. Neben dem „üblichen“ Kunststoffabfall scheint auch der Sondermüll der Krankenhäuser einfach nur ins Meer gekippt zu werden! Beim Spaziergang am Strand musste man ziemlich aufpassen, um auf keine benutzte Spritze zu treten!

 

Auf dem Friedhof der Schiffswracks

Langsam holte uns der Beginn, der vom Norden kommenden Regenzeit ein. Jeden Tag begann es nachmittags mehr oder weniger stark zu regnen. Wir mussten leider feststellen, dass das Dach des Grimbers nicht mehr komplett dicht war! Mist! Ausgerechnet dem Sicherungskasten und der Elektronik näherte sich das eintretende Wasser bedenklich! Zum Glück scheint unsere Elektronik das ganze gut überstanden zu haben. Zu mindestens funktionierte auch nach dem Wassereinbruch weiterhin alles.

Bei dem kleinen Dörfchen Panguila, ca. 30 km vor Luanda, bogen wir von der Hauptstraße ab, um über eine feste Lehmpiste, die uns durch Felder führte, zu einer schönen Bucht führte. Das Besondere war, das hier über 60 Schiffswracks vor sich dahinrosten. Von alten Fähren, Kuttern und Frachter war alles dabei, was sich ein Hobbyfotograf so wünscht.

 

Da die gesamte Gegend recht einsam war, verbrachten wir die Nacht direkt am Meer. Dummerweise sollte es in der folgenden Nacht ziemlich stark regnen und damit das Unheil seinen Lauf nehmen...

 

Der Grimber und der große Schlamm

Als Claudia morgens aus dem Truck ging, hatte sie schon Probleme sich auf den Beinen zu halten. Der Regen hatte den zuvor betonharten, sandigen und lehmigen Boden komplett aufgeweicht. Dieser war nun so rutschig wie eine Eisbahn! Claudia machte sich Sorgen bezüglich des Rückweges zur Hauptstraße. Thomas beruhigte sie. Er war der Meinung, dieses sei überhaupt „kein Problem für den Truck“. Was sollte er auch sonst sagen? Es war der einzige Weg zurück!

Doch schon nach wenigen Metern schlitterten wir nur noch unkontrolliert über den total aufgeweichten Untergrund. Grrrr.

Wenige Meter später hatte sich die Piste stellenweise in einen Bach verwandelt! Wir überlegten kurz abzuwarten oder doch gleich durch zufahren. Thomas entschied sich für sofort fahren, da er der Meinung war, das der Untergrund steinig genug wäre. Die ersten 100 Meter kamen wir auch relativ gut durch. Wir waren schon fast am jubeln, da wir bereits am Ende des „großen Flusses“ angelangt waren. Doch dann kam es wie es kommen musste. Der Grimber blieb stecken! Wir stiegen aus dem Truck und versanken bis zu den Oberschenkeln im Matsch (o.k. Thomas nur bis zu den Waden!).

Zum Glück wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass wir durch unser Malheur hier „etwas länger“ feststecken würden!

 

Wenn es mal etwas länger dauert 

Noch waren wir guter Dinge. Es war noch recht früh am Morgen. Bisher konnten wir den Grimber immer am selbigen Tage ohne fremde Hilfe aus jeder noch so misslichen Lage befreien. Nach kurzer Begutachtung kamen wir zum Schluss, dass wir erst einmal den kleinen fließenden Bach, der sich auf dem Weg gebildet hatte, umleiten müssten. So bauten wir erst einmal einen Damm. Verantwortlicher Ingenieur: Thomas!

Rasch merkten wir, das dieser noch recht durchlässig war. Also musste noch ein zweiter vorgelagerter Damm her! Bauleitung: Oberingenieurin Claudia!

 

Wir bauten und gruben den kompletten Tag. Der Lehm war sehr tückisch! Die Schaufeln waren praktisch unbrauchbar, da der Lehm wie der berühmte Uncle Bens Reis am Schaufelblatt kleben blieb. Auch blieben die Sandalen oder später unsere Gummistiefel im Schlamm stecken. So blieb uns nichts anderes übrig, als barfuß mit den blanken Händen zu graben. Kurz vor der Dunkelheit waren wir ziemlich müde und erschöpft, doch der Truck steckte noch immer in der gleichen misslichen Lage fest. Wir konnten nur hoffen, dass es nachts nicht wieder regnen würde!

 

Am nächsten Tag, waren wir mit dem ersten Sonnenlicht bereits wieder auf den Beinen, entwässerten und gruben den kompletten Tag weiter. Auch holten wir jede Menge Äste und Büsche herbei, um den Grimber damit zu unterfüttern und ihm einen einigermaßen festen Untergrund zu verschaffen. Spätnachmittags war es dann endlich so weit. Wir starteten einen weiteren Versuch den Truck aus dem Matschloch zu fahren. Mit größter Mühe schaffte es der Grimber! Juhuu! 

 

Doch weit kamen wir nicht! Nach ca. 1,3 km kam das nächste große Matschloch. Wie sollte es anders sein?

Täglich grüßt das Murmeltier! Wieder blieb der Grimber stecken! Jeder Versuch den Truck raus zu fahren, machte die Sache nur noch schlimmer. Der Grimber grub sich immer tiefer in das Matschloch. Mittlerweile hatten wir von den lokalen Bauern schon erfahren, dass diese Lehmwege nach solchen Regenfällen für mehrere Tage nicht passierbar sind. Toll!

Spät nachmittags machte sich Thomas, zusammen mit einem hilfsbereiten Bauern, auf den Weg ins nächste Dorf, welches einige Kilometer entfernt lag, um Hilfe zu holen. Vielleicht ließ sich ja irgendwo ein Bagger oder etwas ähnliches finden? Da auch im weiteren Verlauf der Schlammpiste ein Gehen mit Sandalen unmöglich war, ging es barfuß dort hin. Die spitzen Steinchen und gelegentlichen kleinen Glassplitter musste man dabei halt ignorieren... Aua!

Angekommen an der Kreuzung zur Hauptstraße wurde man dann nach einigem Palaver mit der Dorfbevölkerung scheinbar auch fündig. Ein „Dealer“ erklärte, dass er eventuell ein Kettenfahrzeug auftreiben könnte. Ehe man sich versieht, war man bei solchen Gesprächen gleich von mindestens einem Dutzend „Interessierter“ und Neugieriger umzingelt. Bevor es aber zu einem guten Handel kommen konnte, wollten die beteiligten Leute erst einmal prüfen, ob die Bodenverhältnisse eine solche „Rettungsaktion“ überhaupt erlauben würde.

So wurden schnell mehrere Motorräder gemietet und es ging über Trampelpfade durch die Mangroven und dem Schilf in der Nähe des Strandes zurück zu Claudia und dem Grimber, die bereits ungeduldig wartete. Selbst diese Schleichwege von den einheimischen „Fährtensuchern“ waren nur schwer passierbar für die Motorräder. Auch diese wühlten sich nur mit erheblichen Schwierigkeiten durch das Gelände.

Kurz vor Sonnenuntergang kam Thomas mit den Männern zurück. Der Truck und seine missliche Lage wurden erst einmal begutachtet. Anschließend wurde natürlich die „Aufwandentschädigung“ verhandelt. Trotz aller anfänglichen Bedenken zu dem Zustand der Schlammpiste überzeugte die vereinbarte Geldsumme in U$ dann doch. Natürlich benötigte man einen kleinen Vorschuss in Höhe von U$ 50, um eine entsprechende Menge an Diesel für das Kettenfahrzeug zu kaufen!?! Oha....so etwas sollte man ja grundsätzlich nicht machen. Aber ein Bauer wurde bei uns als „Pfand“ zurück gelassen und wir bekamen die Zusage, dass unsere „Rettung“ noch am selben Abend geschehen sollte! Wir wunderten uns zwar, da es mittlerweile stockdunkel geworden war, aber die Hoffnung stirb ja bekannterweise zuletzt. So warteten wir, leider vergeblich! Wie es beinahe zu erwarten war.

Als auch am nächsten Morgen nichts geschah, machte sich Thomas wieder zu Fuss auf den Weg ins Dorf.

Dort fand er auch tatsächlich nach kurzer Suche die „Plaudertasche“, die uns am Vorabend große Versprechungen gemacht und im Stich gelassen hatte (und überdies dafür U$ 50 eingesteckt hatte). Seine (fadenscheinige) Ausrede war recht simpel. Der Boden wäre noch zu weich, um mit dem Kettenfahrzeug zu fahren und ein paar Probleme mit der Batterie gäbe es überdies auch noch. Aber mit etwas Glück sei es am Nachmittag möglich???

Da Thomas ihm nicht so recht über den Weg traute, forderte er ihn auf, ihm das hoch gepriesene Kettenfahrzeug zu zeigen. Tatsächlich wurde ihm nach einem kurzen Fußmarsch, hinter ein paar einfachen Hütten, ein entsprechendes Kettenfahrzeug gezeigt. Nichts „hochmodernes“, aber es war real und schien theoretisch auch für eine solche Aufgabe geeignet zu sein. Laut seiner Behauptung gehörte das Gefährt seinem „Papa“, der hier auch wohnen würde. Thomas wollte dem Patron wenigstens einmal die Hand schütteln und sich schon einmal vorab bedanken. Leider war dieser gerade nicht zu Haus.

Während Thomas im Dorf unterwegs war, schöpfte Claudia weiter Wasser und Schlamm ab, in der Hoffnung das Matschloch doch noch irgendwie trocken zu bekommen.

Auch bekamen wir immer wieder Besuch von einheimischen Bauern, die uns gerne geholfen hätten. Von unserem Kontaktmann (und unserer U$ 50 Anzahlung für den Diesel) war allerdings auch im Verlauf des weiteren Tages nichts zu sehen.

Kurz vor Sonnenuntergang dann die große, erfreuliche Überraschung! Ein Paar, welches wir nicht ganz zuordnen konnten - schienen aber zu unserem „Vertragspartner“ zu gehören (?) - kamen mit der Nachricht, dass sie am nächsten Morgen um 5 Uhr kommen würden, um uns aus dem Schlamm zu befreien. Wir wunderten uns doch ziemlich über diese frühe Uhrzeit und fragten sicherheitshalber mehrmals nach. Da unser Portugiesisch – Spanisch Kauderwelsch nicht wirklich sattelfest war und genügend Spielraum für Missverständnisse ließ, machten wir sogar eine Zeichnung um sicher zu gehen.

Man bestätigte, dass das Kettenfahrzeug uns durch den Schlamm bis ins Dorf ziehen sollte. Das man uns irgendwie scheinbar nicht so ganz verstanden hatte, sollten wir erst später erfahren.

So klingelte unser Wecker am nächsten Morgen bereits um 04:30 Uhr. Um 05:00 morgens war es noch immer stockfinster und wie fast zu erwarten war keine Menschenseele weit und breit zu sehen! Als wir uns ca. 20 min später total müde wieder hinlegen wollten, hörte Claudia Stimmen. Und siehe da....vor der Türe standen acht Männer und eine Frau. Sie erinnerten uns sehr stark an Schneewittchen und die acht Zwerge. Von einem Kettenfahrzeug war allerdings nichts zu sehen. Dafür hatten die Männer Schaufeln in der Hand! Sie wollten den Truck per Hand ausgraben! Eine Erklärung, warum sie den Bagger nicht dabei hatten, konnten sie uns nicht geben. Thomas glaubte an einen sehr schlechten Witz und Claudia wäre am liebsten gleich zurück ins Bett gegangen. Aber was blieb uns anderes übrig, als es zu versuchen???

Die Angolaner waren erstaunlich zäh. Tatsächlich legten sie nach mehreren Stunden Schaufeln den Truck frei. Auch durch die nächste schwierige Passage kam der Grimber, dank der guten Schaufelarbeiten, gut durch.

Doch dann passierte es doch wieder! Der Truck sank mit einem Hinterrad bis zur Achse ein. Nein!!! Bitte nicht schon wieder!!!!

Wieder arbeiteten die "acht Zwerge plus 1"  hart und gruben mehrere Stunden den Truck mühsam aus. Wir waren schwer beeindruckt! Schritt für Schritt kamen wir langsam endlich dem Dorf näher. Das wir dabei einige bewirtschaftete Felder von Bauern „etwas umpflügten“ interessierte niemanden so wirklich. Eine rudimentäre Brücke sollte unser letztes „Hindernis“ darstellen. Die Brücke war durch den vielen Regen zu schmal für unseren Grimber geworden. Also musste sie erst verbreitert werden.

Nach über 9 Stunden für 3 km waren wir endlich glücklich im Dorf angekommen. Von hier war der weitere Weg nach Luanda kein Problem mehr.

 

Die Bezahlung und („Gerichts“) Verhandlung

Nun ging es an die finale Bezahlung. Der Preis hatten wir bereits ausgehandelt und die (unnötige) Anzahlung für den Diesel geleistet. Nun mussten wir erfahren, dass die Gruppe, die uns in den vergangen Stunden geholfen hatte, gar nichts mit dem „angeblichen Kettenfahrzeughändler“ gemein hatte!!

Als die Vorgeschichte allgemein bekannt wurde, war die Empörung über den Betrug allerseits ziemlich groß. Das einer ihrer Landsleute uns offenbar übers Ohr gehauen hatte, zumal wir schon seit Tagen fest sassen und wir „nichts zu Essen gehabt hatten“ machte unsere Helfer ziemlich sauer.

Nun suchte das halbe Dorf den Betrüger für uns.

Es dauerte nicht lange und der Betrüger war gefunden. Er war natürlich nicht der Sohn des alten Patrons, sondern er verrichtete wohl nur einige Arbeiten für ihn. So unscheinbar der ältere Herr auch bei unser Begegnung wirkte, auch seine Hütte machte nicht gerade einen „fürstlichen“ Eindruck, so hatte er offenbar einige Autorität!

So kam es, dass wir alle wie in einem afrikanischen Kitschroman a la Hemingway im Schatten einiger Bäume auf im Quadrat aufgestellten Bänken zu Gericht sassen. Auf der einen Seite sass der Patron mit dem „Angeklagten“ und auf zwei weiteren unsere neuen Freunde und Helfer. Der restliche Platz wurde durch einige Zeugen aus dem Dorf belegt.

Wir verstanden von der darauf folgenden „Gerichtsverhandlung“ nicht alles, aber unsere Helfer beschuldigten den Fahrer, dass er uns, ohne Essen und Trinken, einfach im Schlamm stecken gelassen und das Geld unterschlagen hatte, welches nach der erfolgreichen Bergung unseres Grimbers eigentlich ihnen zustand. Dabei stellte sich auch heraus, dass das Kettenfahrzeug gar nicht funktionstüchtig und schon seit einiger Zeit nicht mehr bewegt worden war!

Das komplette „Palaver“ unter den Bäumen fand unter der Aufsicht des Patrons statt, der aufpasste das niemand sein Gesicht verlor. So kam es am Ende zu einem eher Gesicht wahrenden salomonischen Urteil. Natürlich war alles nur ein „Missverständnis“ und dem Gauner wurden zwei Tage Zeit gegeben, um die restlichen U$ 50 aufzutreiben und unseren Helfern zu übergeben. Mit dem Urteilsspruch waren dann alle zufrieden. Wir waren raus aus dem Schlamm, unsere Helfer hatten wohl einen ziemlich guten Deal mit uns gemacht und der Gemeinschaftsfriede ist gewahrt worden.

 

Für uns eine interessante Erfahrung, wie hier Probleme ohne Einschaltung der Polizei in der Dorfgemeinschaft gelöst werden.

Endlich war alles geklärt und wir konnten uns auf den Weg nach Luanda machen.

 

Luanda – Glamour und Reichtum inmitten der Armut

In Luanda war unser erstes Ziel der Yachthafen. Dort campten wir auf dem Parkplatz und bestaunten erst einmal die Skyline und die exklusiven Yachten. Das stand komplett im Gegensatz zu dem Afrika, welches wir in den letzten Monaten gesehen hatten und erinnerte eher an z.B. San Diego.

 

Hier machten wir den Grimber erst einmal sauber und gönnten uns nach den 5 Tagen im Schlamm die dringend notwendige Erholung. Auch konnten wir hier nach der Grenze mal wieder einige U$ schwarz tauschen. Wenn man den offiziellen Kurs für seine U$ oder € von der Bank bekommt, dann entpuppt sich Angola ziemlich schnell zu einem ziemlich teuren Pflaster. Wenn man aber einigermaßen geschickt sein Geld „privat“ tauscht, wird es sogar recht preiswert!

 

Der weitere Weg nach Süden

Der „Carpe Diem Beach“ in Caboledo soll einer der schönsten Strände in Angola sein! Das wollten wir natürlich mit eigenen Augen sehen. Wir wurden nicht enttäuscht und verbrachten einen tollen Tag am Strand.

 

Ein weiteres Highlight auf dem Weg nach Süden war der Wasserfall Chachoeiras do Binga. Wir genossen den tollen Ausblick von der Brücke herunter auf den Wasserfall! Abends badeten wir im Fluss! Einfach nur herrlich!

 

Die Fahrt zu dem Küstenort Lobito dauerte länger als geplant. Die Strasse war eine einzige, große Baustelle. So durften wir regelmäßig rechts oder links auf eine schlechte, staubige Piste mit Wellblech Charakter ausweichen. Es dämmerte bereits als wir in Lobito am Strand ankamen. Bei einem Restaurant wurden wir sehr freundlich aufgenommen und durften die Nacht direkt am Strand verbringen. Gibt es etwas schöneres? Wir schlugen uns die hungrigen Bäuche mit Pizza voll. Am nächsten Tag traf auch das australische Paar Antony und Ruth hier ein. Die Wege der wenigen Reisenden kreuzen sich immer wieder.

 

Nach sehr langer Überlegung entschieden wir uns den Weg nach Namibe, dem Eingangstor zur gleichnamigen Wüste, nicht direkt am Meer zu nehmen. Ab der Kleinstadt Benguela, dem Namensgeber der kalten Meeresströmung, ging unsere Route durch das Landesinnere über Lubango der viertgrößten Stadt Angolas.

 

Lubango wirkte auf den ersten Blick sehr heruntergekommen. Hier sahen wir auch die ersten Angehörigen der Himbas. Natürlich schauten wir uns die bekannte Cristo Rei Statue an, die wie ihr „großer Bruder“ in Rio de Janeiro oder Lissabon auf einem Berg oberhalb der Stadt steht. Von dort oben hatten wir einen herrlichen Blick auf das gesamte Tal. Die Nacht verbrachten wir auf einer Klippe auf über 2.200 m Höhe bei Tundavala oberhalb des Leba Pass. Von dort fällt die Ebene über 1.000 m steil ab in die Tiefebene. Die Lage und Aussicht war einfach nur atemberaubend!

 

Wir machten einen Zwischenstopp auf dem Leba Pass, um den beeindruckenden Ausblick zu genießen.

 Anschließend fuhren wir gefühlt stundenlang in unzähligen Serpentinen den Pass runter.  

 

In der idyllischen Kleinstadt Namibe schauten wir uns den schönen Strand inkl. der Promenade mit den bunten Torbögen an. 

 

Das südliche Ende der Welt“

 Wer in Angola immer südlich am Atlantik entlang fährt, wird irgendwann in der Ortschaft Tambua landen. Dieser Landstrich ist schon von den Sanddünen der Namibe Wüste umgeben und hier endet auch die offizielle Strasse. Kurios ist der vor den Toren liegende Friedhof, den sich mittlerweile die Wüste zurück geholt hat und total mit Sand zugeweht wurde. 

 

Die Wüste Namib

Von dort ging es in die Namib Wüste. Durch tolle Wüstenlandschaften fuhren wir bis zu den Orten, wo es die berühmten – und vermutlich auch größten - Welwitschia mirabilis Pflanzen gab. Diese Pflanze kommt auch in Namibia vor und ist unter anderem im Wappen Namibias, der Stadt Swakopmund und der Region Kenene abgebildet. Obwohl diese Pflanze mehrere hundert Jahre alt werden soll, besitzt sie nur ein einziges Blattpaar. Die Blätter reißen häufig auf und täuschen so mehrere Blätter vor.

 

In der Wüste steuerten wir u.a. die heißen Quellen von Pediva an. Diese liegen mitten in einem kleinen Weiler in der ziemlich menschenleere Steinwüste. Hierhin verirren sich nicht gerade viele Leute! Die Bevölkerung gehört hier der Ethnie der Humbe an. Die Männer sind in dieser Gegend meist nur mit einem Wickelrock bekleidet und die Frauen tragen zu dem häufig ein altes T-Shirt, manchmal auch nur ein wenig selbstgemachten Schmuck oberhalb der Hüfte!

Eine freundliche Frau führte uns zu der Quelle. Diese waren allerdings eher unspektakulär.

Ab nun war auf unserer Navigationsapp „maps.me“ keine Piste mehr eingezeichnet. Wir fuhren nach Gefühl und GPS.

Im Reiseführer hatten wir gelesen, dass es in dieser Gegend Felszeichnungen geben soll. Das wollten wir uns natürlich ansehen! Doch diese zu finden war nicht so leicht! Zuerst fanden wir die richtige Piste nicht, dann war der Truck mal wieder zu hoch oder breit für die Büsche. So mussten wir uns querfeldein unseren eigenen Weg suchen. Aber auch hier war es immer wieder sehr eng. Wir kamen an einigen Zelten und Strohhütten vorbei. Die wenigen kleinen Dorfgemeinschaften schützen sich und ihr Vieh mit „Zäunen“ aus Ästen von dornigen Büschen gegen wilde Tiere. Die Frauen rannten sofort zu uns. Wir sollten Fotos von ihnen machen und sie dafür bezahlen. Irgendwie war das aber nicht so unser Ding. Das Betteln wollten wir nicht unterstützen. Unser eigentliches Ziel waren ohnehin die Felszeichnungen in den Höhlen und Felsüberhängen oben in den Hügeln. Die letzten Meter bis zum Aufstieg gingen wir zu Fuß durch die Büsche. Von dort mussten wir über die Felsen nach oben klettern. Ein wenig vorsichtig sollte man bei der Rumkraxelei schon sein. Claudia hörte einmal ein verdächtiges Zischen zwischen den Steinen und Thomas fand einige Schädel von Schlangen auf dem Weg. Oben angekommen erwartete uns zum Glück nur eine Pavianmutter mit ihrem Jungen, die aber gleich das Weite suchte. So hatten wir ungestört eine tolle Aussicht über die Tiefebene.

 

Wolkenbruch in der Wüste

So trocken wie man meint, ist die Wüste nicht immer. Am Nachmittag des vorletzten Tages erwischte uns mitten in der Wüste ein schweres Unwetter. Kurzzeitig stand alles unter Wasser und so suchten wir uns einen möglichst nicht zu tiefen Platz im Busch für die Nacht. So einsam wie wir dachten, war die Umgebung allerdings nicht. Kurz vor der Dunkelheit, trotz des Regens, bekamen wir „Besuch“. Traditionell gekleidete Angehörige des Humbe Stammes waren auf uns aufmerksam geworden. Die Männer waren natürlich neugierig und wollten wohl überdies hinaus prüfen, ob wir „gefährlich“ seien. Nachdem wir offenbar als harmlos eingestuft worden waren, rauchten wir die Friedenspfeife und durften sogar Fotos von Ihnen machen.

 

Eigentlich war unser Plan, über das Dorf Virei direkt zur nächsten, nördlich gelegenen asphaltierten Hauptstraße zu fahren. Der dazu zu passierende (normalerweise trockene) Rio Vero hatte sich allerdings aufgrund des vielen Regens in einen großen reißenden Fluss verwandelt! Thomas war die Sache nicht ganz so geheuer und überprüfte zuerst zu Fuß die Strömung und Tiefe des Wassers. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! So wollten wir es trotzdem versuchen. Doch schon am Anfang, bei noch leichter Strömung, verlor der Grimber etwas Bodenhaftung und er kam seitlich etwas ins Rutschen. Da Claudias Nerven in solchen Situationen nicht die besten sind und es nur diesen einen Grimber gibt, schaltete Thomas sofort in den Rückwärtsgang ein und setzte mit Vollgas zurück.

 Es half alles nichts. Wir mussten zurück nach Namibe an der Atlantikküste, welches einen Umweg von mehreren hundert Kilometern bedeutete. 

 

Überbleibsel des Bürgerkrieges

Südlich von Lubango ging es durch eine relativ dünn besiedelte Gegend Richtung Namibia. Hier fanden bis zum Ende des Bürgerkrieges im Jahre 2002 schwere Gefechte zwischen den verfeindeten Kriegsparteien stand. Insbesondere im Umfeld der Kleinstadt Xangongo sieht man noch heute jede Menge altes Kriegsmaterial, welches vor sich hin rostet. Thomas nutzte die Gunst der Stunde auf einem Panzerfriedhof einige Fahrzeuge der „Gegenseite“ einmal näher in Augenschein zu nehmen. Claudia konnte nur mit großer Mühe verhindern, dass Thomas unseren treuen Begleiter Grimber gegen einen schrottreifen Panzer eintauschte. ;-)

 

So verabschiedeten wir uns viel zu früh von dem wunderschönen Angola und seinen herzlichen Menschen Richtung Namibia.

 

 

Adeus Angola!