Von Dschungelautobahnen, Bushmeat, Schlammpisten und dem großen „dunklen Fluss“

 

Der erste Kindersoldat sprang aus dem Busch, in einer Hand eine Kalaschnikow, in der anderen frische Marihuana-Knospen. Der Junge, etwa 14 oder 15, hatte dieses breite, diebische Grinsen im Gesicht, als hätte er gerade etwas geklaut – was wohl auch der Fall war – und trug eine Damenperücke mit falschen Zöpfen. Nur Sekunden später tauchte seine Bande aus dem dichten grünen Blattwerk auf, etwa zehn weitere schwer bewaffnete Jungen, alle in schäbigen Tarnanzügen und dreckigen T-Shirts. Sie blockierten den roten Lehmpfad und stoppten unser Fahrzeug [Zitatende].

 

Weitere Kostprobe aus der FAZ gefällig?

Zeugen berichteten, dass die Mädchen das Blut der Opfer trinken als Teil eines magischen Rituals, das die Gruppe unbesiegbar machen soll.“ Der Aberglaube in der Bevölkerung trage offenbar dazu bei, dass eine nur schwach ausgerüstete, vor allem aus Kindern bestehende Miliz mehr als ein Jahr lang der Offensive der Armee widerstehen könne....“

 

So oder so ähnliche Stories haben wir vermutlich alle schon einmal aus den Medien gehört. Man muss nur oft und lang genug die Tagesschau oder den Weltspiegel anschauen.

Das uns ziemlich suspekte Nigeria hatten wir schon unbeschadet überstanden. Aber was würde uns in Joseph Conrads „Herz der Finsternis“ beschriebenen Kongo erwarten??

Nachdem wir Kamerun nach Süden verlassen hatten, führte uns der weitere Weg zunächst durch Gabun. Danach sollten die Republik Kongo (Kongo-Brazzaville) und die Demokratische Republik Kongo (Kongo-Kinshasa) folgen.

 

 

GABUN

Auf den Weg durch Gabun

Bei der Beantragung des Visas, teilweise einige Wochen vor der eigentlichen Einreise, fordern viele Botschaften eine Hotelbuchung vor Ort. Eigentlich eine üble Abzockmasche für die Reisenden, zumal keiner in der Regel weiß, wann er einreist. Das hat zur Folge, dass die meisten Reisenden dank dem Internet und booking.com eine Buchung durchführen und sie praktisch kurz nach Erhalt des Visums sofort stornieren oder gleich eine getürkte Buchung vorzeigen.

Das geht in der Regel auch gut. Nur bei dem Visa für Gabun war Vorsicht angesagt. Einige Wochen vorher hatten wir schon von anderen Reisenden Gerüchte gehört, dass ein ganz spezieller unfreundlicher gabunischer Grenzbeamter „mit einem Jesus Look“ das akribisch kontrolliert. D.h. eine Einreise ist nur nach Vorlage der Hotelbuchung an der Grenze möglich. Bei Vorlage des Ausdruckes greift er dann zum Telefon und ruft bei dem betreffenden Hotel an! Tatsächlich war dieser unangenehme Beamte bei unserer Ankunft im Dienst! So vorgewarnt konnte Thomas relativ entspannt die langatmige „Stempel-in-den-Pass“ Prozedur in der Zollhütte über sich ergehen lassen. Grimmig musste unser „gabunischer Freund“ zur Kenntnis nehmen, dass wir eine gültige Hotelreservierung hatten und beließ es bei dem Vorwurf, dass wir doch „gefälligst Französisch lernen sollten, wenn wir wieder einmal nach Gabun reisen“. Na ja.... das ließen wir dann einmal so im Raum stehen. Hatte eigentlich der gabunische Fußballspieler Aubameyang während seiner Zeit bei Borussia Dortmund auch nur ein Wort Deutsch gesprochen???

Das einmal geschafft wurden wir mit einer super asphaltierten „Autobahn“ entschädigt, die uns fast komplett durch den dichten Dschungel von Gabun in Richtung Süden begleiten sollte. Dank der großen Ölvorkommen vor der Küste und der relativ geringen Bevölkerungszahl von ca. 2 Mio. Einwohnern, gehört das Land zu einem der wohlhabendsten in ganz Afrika. So hat die „demokratisch gewählte“ regierende Präsidentendynastie der Familie Bongo (mit freundlicher französischer Unterstützung!) einen Großteil des Landes unter Naturschutz gestellt.

 

Auf der „Dschungelautobahn“ über den Äquator

Den Äquator überquerten wir so auch im dichtesten Dschungel. Abgesehen von einem einfachen Schild war das eher unspektakulär.

Als ziemlich seltsam empfanden wir, dass in den wenigen Siedlungen und Hütten links und rechts der Strasse immer wieder ausgehängtes Bushmeat zum Kauf angeboten wurde. Affen, Gürteltiere, kleine Antilopen, irgendwelche Echsen, hamsterartige Biber und Ratten (?), etc.

Ursprünglich wollten wir eine Trekkingtour in Gabun machen und Gorillas im Dschungel (be)suchen. Bedingt durch unsere kürzliche Malaria Erkrankung war uns die Lust und Energie darauf allerdings vergangen.

 

Daher fuhren wir direkt zu dem Ort Lambarene im Herzen Gabuns. Hier hatte im Jahre 1913 der Nobelpreisträger Albert Schweitzer sein berühmtes Urwaldkrankenhaus, oberhalb des Ogooue Flusses, gegründet. Da scheinbar gerade alle auf dem weitläufigen Gelände streikten (für mehr Geld?), sind wir direkt zu seinem ehemaligen Wohnhaus gefahren, dass heute ein Museum ist. Mangels zuständigem Personal war dieses geschlossen. Außer einem Blick auf den Fluss, die Gräber der Familie Schweitzer und einiger seiner ehemaligen Mitarbeiter gab es hier für uns auch nicht viel zu sehen. So haben wir kurzerhand direkt vor seinem ursprünglichen Wohnhaus „gecampt“. Trotzdem waren wir nicht ganz allein. Es gab jede Menge Mücken!

 

War da nicht irgendetwas kürzlich? Nicht das wir paranoid waren ...aber die Malaria Erkrankung war noch zu frisch! So nebelten wir uns Abends im Grimber nur so mit dem Mosquitospray ein und suchten am nächsten Morgen schnell das Weite.

 

Da in jenen Tagen unsere Motivation für aufwendige, komplizierte offroad Touren ins Ungewisse relativ begrenzt war, verzichteten wir auf entsprechende Versuche uns zum Atlantik durch zuschlagen. Dort soll es wohl tolle ursprüngliche Strände mit Nilpferden und Elefanten geben – einschließlich ziemlich teuren exklusiven Luxus-Resorts.

Na ja ….man kann halt nicht alles haben und machen. Durch die verlorene Zeit in Kamerun, bedingt durch die Malaria Erkrankung, mussten wir ohnehin auf den Laufzeitbeginn der Visa's für die beiden Kongos achten.

 

Bekanntlich geht ja alles irgendwann einmal vorbei - so auch die exzellente asphaltierte Straße. Ab der letzten größeren Siedlung Ndende durften wir auf den letzten 50 km zur kongolesischen Grenze (Brazzaville – Kongo) wieder eine „herrliche matschige Piste genießen“.  

 

REPUBLIK KONGO (Kongo - Brazzaville)

Als erstes von den beiden Kongo's stand die „Republik Kongo“ auf unserem Programm. Um Verwechslungen zu vermeiden wird es allgemein auch Kongo-Brazzaville genannt.

Von anderen Reiseberichten hörten wir schon im Vorfeld von den ehemaligen paramilitärischen Einheiten, den sogenannten „Ninjas“. Die sollen im Gebiet zwischen der Hauptstadt Brazzaville und der Provinzstadt Dolisie ihr Unwesen treiben. In der Vergangenheit kämpften sie unter dem Kommando des Priesters (!) Frederic Bintsamou gegen den amtierenden „demokratisch gewählten“ Präsidenten Sassou Nguesso. Nach deren Niederlage und um sie in Zukunft ruhig zustellen, dürfen sie wohl nun nach Gutdünken Checkpoints auf der Strasse aufbauen und phantasievolle „Mautgebühren“ von den Durchreisenden verlangen. Das Mittelalter lässt grüßen!

Unser Hauptziel in dem Land war die zweitgrößte Stadt Pointe Noire, welche an der Atlantikküste liegt. Dort ist das hiesige angolanische Konsulat und jeder Reisende muss hier herkommen, wenn er nach Angola weiter reisen möchte.

Was auch immer an diesen Geschichten dran war. Wir hatten unsere Route durch Gabun auch deshalb so geplant, um die Hauptstadt Brazzaville und vorallem die kritischen Gegenden im Landesinneren zu umfahren. In der Republik Kongo ging es auf einer über 250 km langen ziemlich schlechten Piste durch den äußerst dünn besiedelten Nordwesten, bevor man nach Dolisie gelangte.

 

Grenzübergang

Mitten im Nirgendwo des Grenzgebietes von Gabun und Kongos stand eine Hütte in einer Graslandschaft, in der unsere Pässe und unser Carnet ausgestempelt wurden. Der einsame freundliche gabunische Soldat hatte hier bestimmt nicht gerade den stressigsten Job! Weit und breit gab es keine Siedlung oder nennenswerten „Verkehr“. Weiter ging es durch die abgeholzte Landschaft auf einer vom Regen ausgewaschenen Piste bis zur wenige km entfernten Grenze vom ersten Kongo. Wie bereits beschrieben, bereiteten die Kongo's uns im Vorfeld die meisten Bedenken und die stetige Verschlechterung der Piste auf den letzten 50 km machte es nicht besser.

 

Am Schlagbaum war erst einmal kein Weiterkommen für uns. Der Schlagbaum war mit einer simplen verrosteten Kette abgeschlossen. Außer einer kleinen Hütte und einem Bauern, der offenbar mit seiner Hacke auf sein Feld ging, war niemand zu sehen. So ging Thomas erst einmal allein zu Fuß den kleinen Anstieg hoch, wo noch einige weitere Hütten standen. Ups.....da war er bereits illegal im Kongo!

Aha....hier waren also die Grenzbeamten! Sie sassen zusammen unter einem Baum und genossen gemeinsam das Frühstück. Relaxt wie man hier so ist, kam nach dem Frühstück ein Beamter sehr gelassen zum Grimber und öffnete den Schlagbaum für uns. Das „Einchecken“ in den Kongo selbst verlief dann ziemlich schnell und „leger“.

Danach ging es weiter durch die weitestgehend baumfreie Landschaft. Auch hier war offenbar bereits vor längerer Zeit der Urwald komplett gerodet worden. Allerdings nicht von landsuchenden Bauern, denn wir trafen nur sehr wenige Menschen hier. Offenbar waren hier wieder einmal chinesische Firmen ziemlich aktiv und hatten alles gerodet. Wie bereits in den Ländern vorher haben wir sehr viele Chinesen gesehen, die scheinbar mit „Straßenbauarbeiten“ oder mit dem (Raub)Abbau der Ressourcen beschäftigt waren.

 

Nach zwei langen Tagen hatten wir mit dem Erreichen der Stadt Dolise wieder eine gute asphaltierte Straße erreicht. Von hier ging es in die ca. 200 km entfernt am Atlantik gelegene Küstenstadt Pointe-Noire. Pointe-Noire ist eine typische quirlige, chaotische afrikanische Stadt. Entgegen unserer schlimmsten Befürchtungen trafen wir hier mit die freundlichsten Menschen unserer gesamten bisherigen Reise. Jeder war gut drauf und sehr freundlich!

 

In der Stadt selbst campten wir fast direkt am Strand auf dem Gelände eines Restaurants, welches schon seit vielen Jahren von dem Franzosen Pascal betrieben wurde. Dort trafen wir auch Ruth & Antony wieder, welche wir bereits in Nigeria und Kamerun getroffen hatten. Mit den Beiden verbrachten wir auch noch einige Tage am Strand und quälten uns zusammen durch die nervige, zeitraubende Prozedur im Konsulat von Angola. Da das Konsulat nur an bestimmten Tagen für Visaanträge geöffnet ist und wir dummerweise gerade in der Karnevalzeit unser Glück versuchten, wurden wir auf eine größere Geduldsprobe gestellt. Karneval scheint in Angola eine größere, ernsthafte Sache zu sein und so war das Konsulat erst einmal geschlossen. Bei aller Arbeit, Karneval muss sein (Ironie!)!!  

 

Lebensmittel, Preise und Verfügbarkeit

In Pointe – Noire hatten wir dank einer relativ guten Infrastruktur endlich einmal wieder die Möglichkeit „normale“ Lebensmittel einzukaufen, die über die üblichen landwirtschaftlichen einheimischen Produkte hinaus gingen (z.B. Joghurt, Käse, etc.). Diese werden in der Regel aus Europa oder Südafrika eingeführt. Entsprechend teuer waren die Preise und eigentlich nur für eine kleine schwarze Oberschicht oder hierher entsandte weiße Europäer finanzierbar. Das kannten wir bereits aus einigen anderen westafrikanischen Ländern. Das nun aber auch die einheimischen Produkte, wie z.B. Papaya, Ananas, etc. unverschämt teuer, bzw. kaum verfügbar waren, überraschte uns dann doch. Obwohl das Klima hier ideal für solche Früchte zu sein scheint, war es hierzulande offenbar nicht möglich, genügend anzubauen und entsprechend auf die Märkte zu bringen.

 

Die Pistenverhältnisse fordern ihren Tribut

Je weiter man in Richtung des südlichen Afrika kommt, desto mehr nehmen die technischen Probleme zu. Bei uns wurden u.a. die Ausfälle der Bremse seit Kamerun immer häufiger und die Pisten forderten auch sonst ihren Tribut. Auf der schlechten Piste im Norden von Kongo hatten sich wohl trotz unserer regelmässigen Checks einige Radmuttern gelöst. Auf der Fahrt zu einem nördlich von Pointe – Noire gelegenen Strand bemerkte Thomas beim Blick in den Rückspiegel, dass einer unserer Hinterreifen „etwas eierte“! Was für ein Sch..... !

 

So musste Thomas den Grimber aufbocken und den Schaden untersuchen. Ergebnis: 3 von 8 Radmutter waren weg und 5 von den 8 dazugehörigen konischen Unterlegscheiben einfach gebrochen! Ein Desaster, dass in der prallen Mittagssonne stattfand. Da wir nach der kürzlichen überstandenen Malaria körperlich noch nicht wieder total fit waren, wurde die Montage des schweren Reifens zur Tourtur. Kurz vor der totalen körperlichen Erschöpfung bekam Thomas zum Glück Unterstützung von einigen gerade vorbei kommenden hilfsbereiten jungen Männern. Nach erfolgreicher Montage hatten wir es glücklicherweise nicht mehr weit zu unserem Traumstrand, wo wir einige Tage entspannen wollten. Hier haben einige sehr freundliche und pfiffige Einheimische für die seltenen Reisenden, aber meist für die besser gestellten Kongolesen und Europäern einen tollen Platz am Strand geschaffen …..und für sich selbst eine zusätzliche lukrative Einnahmequelle.

 

Bester Automechaniker des Kongos“

Nach dem kurzen Strandurlaub mußte dringendst eine Lösung für unser Radproblem und die verlorenen Radmuttern her. Durch einen Tipp eines Franzosen lernten wir den „besten Automechaniker des Landes“ kennen (eigene Aussage!). Er soll den Gerüchten zufolge wohl auch die Wartung der Autos des Präsidentensohnes machen. Nun denn... das könnte doch unser Mann sein!

Bei unserem ersten Treffen an unserem Parkplatz am Stadtstrand, trafen wir auf einen ganz normal gekleideten Einheimischen mit Polo Hemd und einer schicken, aber etwas zu großen Ray Ban Brille (oder eher einem billigen Imitat!). Nach einem ersten „Infoaustausch“ ging es dann mit dem Grimber einmal quer durch die Stadt „zu seiner Werkstatt“. D.h. wir gelangten wohl in den lokalen „Werkstatt Souk“, wo viele schrottreife Trucks herumstanden und jeder auf irgendeinem von Öl durchtränkten Stück Erde seine Reparatur open air durchführt. Wohlwollend kann man bei diesem Geschäftsmodell wohl von „afrikanischen Ich-AG's“ sprechen, die sich bei Bedarf bei irgendeiner Werkstatt „einen Reparaturplatz organisieren“. Von großem Vorteil ist es, wenn man für die Mechaniker das eigene Werkzeug mitbringt....

In der Regel dauert es bei solchen Operationen nicht lange, bis man seinen Zuschauerplatz verlässt und den Leuten doch vorsichtshalber einmal über die Schulter schaut. Wie sich z.B. Hammerschläge auf die Bremsbelege das Bremsverhalten positiv beeinflussen können, erschloss sich uns auch nach längerer Überlegung nicht und verursachte eine gewisse Besorgnis. Die nötigen Schrauben und Unterlegscheiben als "örtliche Hightech Produkte" waren zunächst auch nicht erhältlich. Erst der Hinweis, bei den schrottreifen (oder waren die doch noch fahrbereit?) LKW's auf der anderen Straßenseite mal nachzufragen, brachte den nötigen Erfolg. Irgendwann kurz vor Sonnenuntergang war es dann tatsächlich gelungen das Rad mit den Schrauben „fachgerecht“ anzubringen und wir waren soweit wieder fahrbereit.

Das die Nachstellkontrolleuchte der Bremse danach eine Warnung anzeigte, wollten wir in dem Moment wohlwollend „übersehen“.

Fazit: Man gehe mit einem Problem in eine Werkstatt, danach hat man zwei neue!

 

Kleine Anekdote am Rande....

…...die uns mit den beiden Australiern Ruth und Anthony bei einer Stadtrundfahrt in Pointe – Noire passierte und aus der afrikanischen Version der Klamottenkiste „Nepper, Schlepper, Bauerfänger“ entstammen könnte. Wir nahmen zusammen eine der üblichen schrottreifen Taxen, um auf den Markt zu fahren. Beim Aussteigen aus dem Taxi öffnete Antony langsam die Taxitür einen Spalt, um auszusteigen. Dabei „übersah“ er offenbar einen jungen Mann, der sofort die Chance ergriff „mit voller Wucht“ gegen die geöffnete Tür zu rennen! Der „Aufprall war so heftig“, dass er „schmerzerfüllt“ sofort zu Boden fiel und sich den Oberkörper hielt. Der „Schmerz muss ungeheuerlich“ gewesen sein!

Das ganze war so theatralisch, dass man sich fragte wer von wem abgeschaut hatte? Die „Vollblutschauspieler“ Ronaldo und Neymar vom ihm – oder er von diesen beiden? Wahrscheinlich letzteres, da Fußball auch hier omnipräsent ist ….

Der junge Mann fürchtete jedoch offenbar das Schlimmste und wollte sofort in ein Krankenhaus gebracht werden – oder als Ausgleich wenigstens ein kleines Schmerzensgeld!!! Entsprechend groß war die Aufregung. Um uns herum war ein großer Auflauf entstanden und jeder witterte eine kleine Verdienstmöglichkeit!

Wir hätten uns nie auf dieses Schauspiel eingelassen – letztlich steckte der Taxifahrer dem „Opfer“ aber einen kleinen Schein zu. So läuft das hier.

Auch das ist Afrika!!

 

CABINDA (Angola Teil1)

Durchquerung der angolanische Enklave Cabinda

Bevor man in das nächste Kongo kommt, muss man durch die angolanische Enclave Cabinda fahren. Zum ersten Mal wurden wir mit der portugiesischen Sprache konfrontiert. Dank unserer Spanischkenntnisse funktionierte die Kommunikation überraschend gut.

 

Die Quelle des neuen Reichtums Angola's, dem achtgrößten Erdölproduzenten der Welt, kommt hauptsächlich aus diesem tropischen Landstrich. Insbesondere im küstennahen Schelfbereich liegen unzählige Ölplattformen. Nachts bietet sich durch das Abfackeln der überflüssigen, wirtschaftlich nicht interessanten Gase ein spektakuläres Schauspiel. Leider trägt dieses Verbrennen nicht unerheblich zum Global Warming bei.

Auch in Cabinda gibt es scheinbar politische Probleme zwischen der einheimischen Bevölkerung und dem „Kernland“ Angola, die mit militärischer Gewalt ausgetragen werden. Wie schon z.B. in Kamerun fliesst der Großteil der Einnahmen aus dem Erdölgeschäft an der örtlichen Bevölkerung vorbei oder verschwindet in unbekannte Kanäle.

 

Da wir Cabinda nur zum Transit benutzten und auch in Cabinda City nur eine kurze Zeit verbrachten, blieben wir davon relativ unbehelligt und die Checkpoints konnte man gelassen über sich ergehen lassen.   

 

KINSHASA - KONGO

Auf dem Weg zum Kernland von Angola galt es als nächstes einen relativ schmalen Streifen von ca. 350 km durch die Demokratischen Republik Kongo zu durchqueren.

Kaum hatten wir die Grenze zum gefürchteten Kinshasa-Kongo überquert, schon mussten wir uns von asphaltierten Wegen und jeglicher Infrastruktur verabschieden und landeten auf schlechten Sandpisten.

Der Kongo kommt in der öffentlichen Meinung nicht gerade sehr positiv beim Thema Rechtstaatlichkeit und Korruption weg. Wenn man sich dem Land nähert, hört fast jeder Reisende z.B. von drei ominösen Checkpoints, die er passieren muss auf dem Wege nach Angola. Je nach Quelle muss man jeweils mindestens U$ 50,- Wegezoll/“Mautgebühr“ zahlen. Entsprechend kursieren Infos und Ratschläge, wie man diese am besten vermeiden oder umfahren könnte.

Der erste Checkpoint sollte nur wenige km nach dem Grenzübergang sein. D.h. um diesen zu umfahren, musste man direkt nach dem Schlagbaum rechts zwischen einigen einfachen Holzhütten auf einen Trampelpfad durch das hohe Gras abbiegen. Dieser sandige Trampelpfad, der viel zu schmal für den Grimber war, sollte uns in die ca. 60 km entfernte Kleinstadt Muanda führen?

Nach kurzer Zeit war der Weg so eng, dass unsere Zweifel immer größer wurden. In einem kleinen, sehr einfachen Dorf mit einigen Hütten fragte Thomas die Dorfjugend nach dem Weg. Obwohl man auch hier etwas portugiesisch sprach, war eine Kommunikation aufgrund des alkoholisierten Zustandes der Einwohner praktisch nicht möglich. Ein kurzer Blick an den Rand des Dorfes reichte allerdings aus, um zu sehen, dass es hier durch das hohe Gras kein Weiterkommen für den Grimber gab. Der einzige befahrbare andere Pfad führte uns dummerweise direkt zu dem Checkpoint, der aus einem alten ausrangierten Schiffscontainer bestand, den man im Sand abgestellt hatte. Nun kamen wir aus der Nummer nicht mehr heraus und Thomas machte sich ganz dumm stellend auf zu den „Verantwortlichen“, mit dem Ziel die schlimmsten Preisforderungen herunter zuhandeln. Nach der obligatorischen Begrüßung und der „ich verstehe doch kein Französisch, wohne aber im Heimatdorf von Thomas Müller“ Phrase wurde gleich die Preistafel präsentiert. Von 5.000 CDF Kongo Franc (ca. € 2,65) für einheimische Motorräder bis 200.000 CDF (ca. € 105,40) für Lastwagen war alles dabei. Selbstredend, das der erste von den fünf anwesenden Verantwortlichen gleich den Maximalbetrag wollte. Aber hier wurde Gastfreundlichkeit noch „gelebt“ und im gleichen Atemzug betonte sein Kollege, dass wir ja erst noch verhandeln müssten und wir schon einen passenden Preis finden würden! Na denn....

So bewegten wir uns recht schnell runter auf den zweitniedrigsten Tarif, der für normale PKW's in Höhe von CDF 25.000 zu entrichten war. Das waren umgerechnet ca. € 13,20 und wesentlich weniger, als die im Vorfeld befürchteten U$ 50! Als Bonbon obendrauf gab es am Ende noch eine Quittung und das Versprechen, dass beim Vorzeigen dieser alle weiteren Checkpoints umsonst wären! Bevor wir den Wahrheitsgehalt herausfinden konnten, warteten auf uns in den nächsten Tagen noch einige schlammige Sandpistenpassagen.

 

Da es in diesem Landesteil nur sehr wenig Infrastruktur gab, waren wir froh, dass wir die erste Nacht in der katholischen Mission der ziemlich einfachen Kleinstadt Muanda verbringen konnten.

Am nächsten Tag kündeten einige kurze Regenschauer die näherkommende Regenzeit an und die ersten LKW's fuhren sich bereits an den Anstiegen der umliegenden Hügel fest. Wir schlängelten uns an den meisten gerade noch so vorbei. An einer Stelle hatten sich allerdings einige LKW's bereits so tief in den Schlamm eingegraben, dass nur noch eine von einigen „geschäftstüchtigen“ Einheimischen mit Macheten in den Wald geschlagene Schneise eine Ausweichmöglichkeit bot. Eine kleine Aufwandsentschädigung gaben wir den Jungs natürlich gerne.

 

Spätestens bei der zweiten der ominösen selbsternannten Mautstation gab es keine Ausweichmöglichkeit mehr. Wir erinnerten uns aber an das Versprechen, dass man mit der Quittung der ersten „Mautstation“ im weiteren Verlauf freie Fahrt haben würde! Und wir wurden zu unserer Überraschung nicht enttäuscht. Nach einem kurzen „Bonjour“ wurden wir freundlich durchgewunken. Reisende, die sich um den ersten Punkt herumgemogelt hatten, wurden an dieser Stelle wohl kräftig zur Kasse gebeten, da sie die erste Quittung nicht vorlegen konnten!

Ab der Kleinstadt Boma am Kongo hatten wir wieder etwas Asphalt unter den Reifen, aber die Durchfahrt war absolut chaotisch und der Schlamm auf den Strassen erinnerte eher an Yukon City im 19. Jahrhundert.

 

Freundlich waren die Menschen aber auch hier zu uns. An dem ersten Checkpoint wollten einige Polizisten ein wenig Trinkwasser von uns „erbitten“. Als wir ihnen unsere leeren Flaschen als Beweis unserer eigenen „schwierigen Versorgungslage“ entgegen hielten, wurde sofort ein kleiner Junge zum nächsten Kiosk geschickt um UNS ein paar Flaschen zu besorgen! Das war mal was anderes! WIR bekamen Geschenke! Da soll noch einer durchsteigen! Als Dank durften zwei Polizisten auf unserer Einstiegstreppe, am Rückspiegel festhaltend, ein paar Meter durch die Innenstadt mitfahren. Sie benahmen sich dabei wie zwei Karnevalsprinzen, die beim Kölner Karnevalsumzug im nächsten Moment Kamelle ins Publikum werfen würden....  

 

Überquerung des Kongos

Auch wenn die Strasse nun wesentlich besser wurde, nahmen die Ausfälle der Bremse immer mehr zu. Eine vernünftige Werkstatt o.ä. in diesem Teil des Kongos zu finden, schien ziemlich aussichtslos.

Das nächste Hindernis, dass es zu überqueren galt, war der breite Kongo Fluss. Leider gab es weit und breit nur eine Möglichkeit auf die andere Seite zu kommen. Bei der relativen großen Stadt Matadi führt eine hochmoderne mautpflichtige Brücke über den Fluss. Unverschämte BF 60.000 (ca. € 32) mussten wir für das Passieren zahlen! Handeln war nicht möglich. Es gab sogar eine elektronische Kennzeichenerkennung! Und das im tiefsten Afrika!

Da Matadi an den Hängen des hügeligen Flusstales lag, wurden unsere Nerven im chaotischen Verkehr in der Stadt auf eine harte Probe gestellt. Die Bremsleistung wurde immer mehr zu einem Lotteriespiel. Zum Glück war die Hauptstraße nach Osten für die nächsten ca. 80 km in einem ziemlich guten Zustand und der Verkehr überschaubar. So erreichten wir bei dem kleinen Ort Songololo bald die Abzweigung und rudimentäre Sandpiste, die uns zum Grenzübergang nach Angola führen sollte.

 

Grenze zu Angola

Die letzten 2 km waren geprägt von unzähligen Ständen mit Waren links und rechts. Der Grimber war von Menschenmassen mit Handkarren und Motorrädern praktisch eingeschlossen. Da die Grenzbrücke nicht für größere Fahrzeuge ausgelegt war, wurden alle Waren auf angolanischer Seite entladen und per Hand über die Grenze getragen. In diesem Chaos kamen wir nur noch zentimeterweise voran. Irgendwann fanden wir mit ein wenig Glück schließlich das kleine Gebäude mit der Passkontrolle und natürlich die ersten Händler, die uns unter den Augen der Grenzpolizei schwarz U$ gegen angolanische Kwanza tauschen wollten. Eigentlich verboten, interessiert nur niemanden! Im Gegenteil: Der zuständige Grenzbeamte machte dem Händler erst einmal eine klare Ansage und passte beim Tausch genauestens auf, dass wir einen guten Kurs bekamen.

 

Das ist afrikanische Fürsorge!  

 

Auch wenn die beiden Kongos sicherlich zu den unterentwickelsten und ärmsten Gegenden in Afrika gehören, wurden wir sehr überrascht von den durchweg freundlichen Menschen und blieben von allen im Vorfeld befürchteten Zwischenfällen verschont. Aber in dieser instabilen Gegend kann sich das wohl jeden Tag ändern.

 

Mit dem Grenzübertritt nach Angola endete für uns das „wilde Afrika“. Auch wenn die abgelegenen Regionen im Norden und Osten noch großen Nachholbedarf in der Infrastruktur haben, werden wir von nun an auf den normalen Hauptwegen asphaltierte Straßen haben. Aber dazu mehr im Bericht über Angola.

 

Au revoir l'Afrique française!